"Plastiksackerl-Pakt" soll Tragetaschenverbrauch halbieren

ARCHIVBILD/THEMENBILD: PLASTIKSACKERL
ARCHIVBILD/THEMENBILD: PLASTIKSACKERLAPA/HELMUT FOHRINGER
  • Drucken

Der Tragetaschenverbrauch soll in Österreich bis 2019 von 50 auf 25 Stück pro Person und Jahr reduziert werden. Umweltminister Rupprechter nimmt Einzelhändler in die Pflicht.

Die sogenannte "Plastiksackerl-Richtlinie" der EU sieht vor, vor, dass die Mitgliedsländer bis 2019 den Konsum auf 90 Sackerl pro Person und Jahr reduzieren. Demnach hat Österreich mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 51 - laut den EU-Kommissionszahlen aus 2010 - das Plansoll bereits übererfüllt. Nun hat Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP) am Montag in Wien gemeinsam mit Vertretern von Handel und NGOs sein "Leuchtturmprojekt" präsentiert. Ein ab Juli gültiger Pakt sieht unter anderem die Halbierung des Tragetaschenverbrauchs von 50 auf 25 Stück pro Person und Jahr vor.

Die von bisher 14 Parteien unterzeichnete, freiwillige Vereinbarung sieht auch vor, dass - anders als in Deutschland - auch Tragetaschen, die nicht aus Plastik sind, reduziert werden sollen. Zudem werden die kleinen, kostenlosen Plastiksackerl ("Knotenbeutel") aus dem Kassenbereich verschwinden. Die bereits jetzt gängige Praxis große Tragetaschen gegen ein Entgelt - Ausnahme ist der Frischebereich - abzugeben, ist ebenfalls Teil der bis ins Jahr 2025 gültigen Vereinbarung.

30 Prozent des Handels unterzeichnet

Ende Mai 2017 wird der erste Monitoringbericht erwartet. Besonders zahlreich waren die Unterzeichner aus der Lebensmittel-Branche, doch neben dem Rewe-Konzern, Spar, Lidl und Hofer, setzten auch die Elektronikkette Media-Saturn sowie der Tchibo-Konzern, oder Europas größter Schuhhändler Deichmann, ihre Signatur unter die Präambel.

Diese sieht des Weiteren vor, dass man nicht auf mehr Vorverpackungen ausweicht, sondern Mehrwegtragetaschen fördert und dass etwaige Mehreinnahmen durch den Sackerlverkauf in Umweltprojekte fließen. Rupprechter unterstrich bei der Präsentation des "Plastiksackerl-Pakts", dass mit weiteren Unterzeichnern zu rechnen ist: "Wir sind nach Gesprächen mit weiteren Branchenvertretern optimistisch, dass es ein dynamischer Prozess wird", sagte der Umweltminister - die Textilketten C&A sowie H&M könnten demnach bald folgen. Bisher sind 30 Prozent des Volumens im Einzelhandel an der Vereinbarung beteiligt.

Umweltschützer: "Kein Körberlgeld"

Global 2000 und Greenpeace lobten die Initiative. Leonore Gewessler von Global 2000 rief jedoch Möbelhandel und weitere Vertreter von Textil- und Schuhhandel auf, ebenfalls bei der Reduktion teilzunehmen. "Das Ende des Gratis-Sackerls darf nicht zu einem Körberlgeld für den Handel führen", warnte Greenpeace-Programmleiter Herwig Schuster. Was diesen Punkt betrifft, kündigte Rupprechter jedoch bereits an, die Widmung etwaiger Mehreinnahmen gemeinsam mit den NGOs zu analysieren. Schuster wünschte sich auch mehr Ambition bei den "Knotenbeuteln".

In einer ersten Reaktion bemängelte Umweltsprecherin Christiane Brunner (Grüne) die Freiwilligkeit bei der Plastiksackerl-Reduktion: "Klare gesetzliche Regeln oder die Einhebung einer Plastiksackerl-Abgabe wie in Irland sind sicher effektiver und auch fairer, weil sie den ganzen Markt betreffen."

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.