Glücksspiel: Automatenzocker gehen ins normale "Casino"

Glücksspiel
Glücksspiel(c) Casinos
  • Drucken

Wegen des Automatenverbotes in Wien legten Casinos, Sportwetten und Online-Gaming 2015 kräftig zu. Diese Glückspiele konnten den Rückgang des Automatengeschäftes mehr als kompensieren.

Die Österreicher haben im Vorjahr trotz rückläufigen Automatenspielangebots erneut mehr Geld für Glücksspiele und Sportwetten ausgegeben. Die Nettoerlöse der Branche stiegen 2015 um gut drei Prozent auf 1,551 Mrd. Euro, errechnete der Berater Kreutzer Fischer & Partner. Kräftig zulegen konnten Casinos, Sportwetten und Online-Gaming, Automatenspiele verloren. Lotterien hielten sich relativ stabil. "Eine geglückte Reform sieht anders aus", kommentiert Studienautor Andreas Kreutzer die Ergebnisse angesichts der Zunahme.

Das Glücksspielgesetz (GSpG) wurde schon mehrfach repariert, die Branche ist damit aber alles andere als glücklich. Die Folgen: Automatenbetreiber zeigten Beamte wegen Beschlagnahmungen an, der EuGH rüffelte Österreich wegen des Casinomonopols, Höchstgerichte hoben Strafen gegen Automatenbetreiber auf. Der Ruf nach komplett neuen Regeln bleibt laut.

Sportwetten sind kein Glückspiel

Ein regelrechter Fleckerlteppich sei die heimische Glücksspielgesetzgebung, sagte Branchenkenner Kreutzer. So zählen zum Beispiel Sportwetten in Österreich nicht als Glücksspiel, sie sind Ländersache - und jedes Land kocht seine eigene Suppe. "Aus unserer Sicht wurde in den letzten Jahren übertrieben mit der Verantwortung", so Kreutzer im Hinblick auf Verbote und "Diskriminierungen" über Sondersteuern.

Die höchsten Nettoerlöse - das sind die Bruttospielerträge (BSE), die sich aus den Spieleinsätzen abzüglich der Gewinnausschüttungen errechnen - erwirtschafteten mit deutlichen Abstand erneut die Lotterie-Glücksspiele. Sie nahmen im Vorjahr 663 Mio. Euro ein, ein leichtes Minus von 0,90 Prozent zu 2014 geht aus dem vom Beratungsunternehmen veröffentlichten "Branchenradar" zum Glücksspiel- und Sportwettenmarkt hervor.

Automatenspiele mit Minus

Das zweitstärkste Glücksspielsegment, die Automatenglücksspiele und Video-Lotterie-Terminals (VLT), erwirtschafteten nicht zuletzt wegen des mit 2015 in Wien in Kraft getretenen "Automatenverbotes" mit 338 Mio. Euro um zehn Prozent weniger. Dies obwohl der Markt von einem deutlichen Anstieg des "Grauen Marktes" gestützt wurde. Die Nettoerlöse mit illegalen Automaten stiegen laut Studie um 60 Prozent auf 116 Mio. Euro. Rund 600 neue Apparate sind in Wien ohne Bewilligungen neu auf den Markt gebracht worden. Zu einem neuen "Hotspot" habe sich Oberösterreich entwickelt. Gleichzeitig brachen die Automatengeschäfte von Novomatic und WINWIN im zweistelligen Prozentbereich ein.

Vom Wiener Automatenverbot konnten wiederum die Spielbanken (Casinos) profitieren. Ihre Nettoerlöse stiegen um mehr als ein Viertel auf 212 Mio. Euro, wobei 80 Prozent des Wachstums auf die beiden Standorte Wien und Baden entfielen. Überraschenderweise, so Kreutzer, gingen die früheren Automatenzocker vermehrt ins "normale" Casino. Viele, die im großen Admiral-Salon im Wiener Prater oder in Oberlaa Automaten gefüttert hatten, taten dies nun im Casino Wien oder im Casino Baden. 

Sportwetten legen zu

Aber auch der Sportwettenmarkt profitierte vom Automatenverbot und expandierte im Vorjahr erneut kräftig. In diesem Segment stiegen die Nettoerlöse um gut 19 Prozent auf 186 Mio. Euro. Der Zuwachs kam dabei zur Gänze aus dem stationären Geschäft, da nur dort die Möglichkeit besteht, als Ersatz zum Automatenspiel auf Sportwetten umzusteigen.

Daneben boomt in Österreich das Online-Gaming. Hier stiegen die Bruttospielerträge um 15 Prozent auf 152 Mio. Euro. Dies führen die Berater weniger auf Kannibalisierungseffekte zurück, sondern vielmehr auf neue Spielangebote mit Mikroeinsätzen und die zunehmende Verfügbarkeit von Smartphones. Damit hätten neue Zielgruppen - beispielsweise Frauen - erschlossen werden können.

Dabei habe die SOKO Glücksspiel im Vorjahr mehr als 2.200 Glücksspielapparate aus dem Verkehr gezogen - doppelt so viele wie 2014, sagte Kreutzer. Es werde zudem immer schwierige, die richtigen "Spielhöllen" auszuheben, da ein nicht unerheblicher Teil der illegalen Glücksspielautomaten mittlerweile in Lokalen betrieben werde, die nicht ohne weiteres frei zugänglich seien - etwa in Kulturvereinen oder Sportwetten-Lokalen, die als Club betrieben werden. Dennoch sinkt die Anzahl der illegal betriebenen Glücksspielautomaten: Laut der von KFP durchgeführten Großzählung im März 2016 werden österreichweit 2.986 Glücksspielautomaten ohne Bewilligung betrieben. 2015 waren es noch um rund 300 mehr.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.