Ölmultis ziehen OMV davon

The OMV logo is seen behind a traffic sign at a gas station in Vienna
The OMV logo is seen behind a traffic sign at a gas station in ViennaREUTERS
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Der heimische Konzern spart wie die Großen, hat damit an der Börse aber viel weniger Erfolg. Auch die ersten Zahlen 2016 enttäuschten.

Wien. Die Pläne in den Chefetagen der privaten Öl- und Gaskonzerne sind derzeit überall dieselben: Kosten runter, Investitionen stoppen und warten auf bessere Zeiten – sprich höhere Ölpreise. Die Erfolge der Strategie unterscheiden sich allerdings von Unternehmen zu Unternehmen stark. So haben internationale Multis wie Exxon, BP oder Shell den seit Jahresbeginn wieder gestiegenen Ölpreis nutzen können, um Ergebnis und Aktienkurs deutlich aufzubessern (siehe Chart). Die heimische OMV kam unterdessen zumindest an der Börse keinen Schritt nach vorn. Die Aktie gab heuer um rund fünf Prozent nach.

In den ersten Zwischenbilanzen des heurigen Jahres sieht es nicht anders aus. So konnte Shell etwa um 30 Prozent mehr Geld verdienen, als Analysten erwartet hatten. Auch BP oder Statoil übertrafen die Erwartungen teils deutlich.

„Noch zu viel Öl auf dem Markt“

Die OMV musste im ersten Quartal hingegen ein Minus von 31 Prozent beim Umsatz (3,99 Mrd. Euro) und die Halbierung des um Lagereffekte bereinigten Betriebsgewinns auf 167 Mio. Euro hinnehmen. Das ist zwar ziemlich genau, was Analysten erwartet hatten, enttäuschte die Anleger aber dennoch. Die Aktie ging am Mittwoch um knapp zwei Prozent zurück. „Es ist immer noch zu viel Öl auf dem Markt“, erklärt OMV-Chef Seele die mäßige Entwicklung. Ein Fass Erdöl ist mit rund 45 Dollar um rund 20 Dollar billiger als vor einem Jahr. Beim Gaspreis sieht es ähnlich düster aus.

Um dem Preissturz entgegenzuwirken, verspricht der OMV-General volle Konzentration auf „Cash und Kosten“. Vor allem die im Branchenvergleich hohen Ausgaben für die Förderung von Erdöl sollen sinken. Im ersten Quartal konnten die Produktionskosten immerhin um 13 Prozent pro Fass gedrückt werden. Die größte Hoffnung auf günstigeres Öl setzt er jedoch in die geplante Zusammenarbeit mit der russischen Gazprom. Im Raum steht der Einstieg der OMV in ein sibirisches Öl- und Gasfeld, wo das Unternehmen deutlich günstiger Rohstoffe fördern könnte. Die Verhandlungen darüber, welchen Teil seiner Nordsee-Geschäfte die OMV dafür an die Russen abgibt, würden „bis in den Sommer hinein“ dauern, so Seele.

Ölpreis dreht wieder abwärts

Beim Investitionsstopp überholte die OMV den Großteil der Mitbewerber sogar. Im Vorjahr sanken die Investitionen des Konzerns um mehr als ein Drittel. Jene der Multis „nur“ um 20 Prozent, errechnete Morgan Stanley. Auch im ersten Quartal hielt die OMV die Notbremse auf Zug. Die Investitionen wurden erneut um 34 Prozent reduziert. Genau diese Kombination aus sparwilligen Konzernen und höheren Preisen lässt die Analysten von Morgan Stanley derzeit von Ölwerten schwärmen.

Ihr Timing könnte besser sein. Am Mittwoch wurde bekannt, dass die Rohöllager in den USA so voll sind wie nie zuvor, und Kanadas Ölfirmen schon deutlich schneller wieder Erdöl aus den Waldbrandgebieten holen wollen als erwartet. Die Erholung des Ölpreises ist damit vorerst wieder vorbei.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.05.2016)

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