Auch stehen die Österreicher der Schwarzarbeit kritischer gegenüber als vor einem Jahr. Dennoch meint mehr als die Hälfte der Befragten, dass man sich heute ohne Pfuscher vieles nicht leisten könne.
Geringere Arbeitslosigkeit führt in der Regel dazu, dass weniger schwarz gearbeitet wird, weil die Menschen dann leichter eine besser bezahlte reguläre Arbeitsstelle finden, schrieb das Tübinger Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW). Demzufolge müsste die Schattenwirtschaft in Österreich angesichts der Rekordarbeitslosigkeit deutlich ansteigen. Doch geht der Trend laut der Market-Linz-Umfrage von Jänner/Februar im Auftrag des Linzer Volkswirtschafts-Professors Friedrich Schneider in die andere Richtung. 36 Prozent, um sieben Prozentpunkte weniger als zuletzt, gaben zu, dass sie in den letzten zwei bis drei Jahren auf einen "Pfuscher" zurückgegriffen hätten.
Überhaupt stehen die Österreicher der Schattenwirtschaft kritischer gegenüber. "Dinge im Pfusch erledigen lassen" wird immer weniger als Kavaliersdelikt betrachtet - zuletzt nur noch von circa 52 Prozent der Bevölkerung. Anfang vorigen Jahres waren es noch um 10 Prozentpunkte mehr, hat Schneider ermitteln lassen. Selbst "schwarz" zu arbeiten sehen laut der Umfrage jetzt nur noch 25 Prozent als Kavaliersdelikt an, nach 34 Prozent ein Jahr davor.
Hausbau und Wohnungsrenovierung
Am häufigsten werden "Pfuscher" im Bereich "Renovieren einer Wohnung oder eines Hauses" beschäftigt, sagten die nach einer tatsächlichen Inanspruchnahme von Pfusch-Dienstleistungen Befragten.
Eine hohe Diskrepanz gibt es zwischen eigenem "Pfusch-Verhalten" und der Meinung, wie viel in verschiedenen Bereichen an sich schwarzgearbeitet wird. Beispielsweise haben 21 Prozent der Befragten bei Autoreparaturen einen Pfuscher in Anspruch genommen, 58 Prozent meinen aber, dass in diesem Sektor besonders häufig schwarzgearbeitet wird, also fast drei Mal so viel. Schneider: "Sehr wahrscheinlich wird die tatsächliche Inanspruchnahme von Pfuschleistungen zwischen diesen Werten liegen."
Staat verliert bis zu drei Milliarden
Zwei Drittel beantworteten das Statement "Ohne Pfuscher kann man sich heute vieles nicht leisten" mitz "Ja", lediglich drei Prozentpunkte weniger als Anfang 2015. Auf die Aussage "Der Staat ist eigentlich selbst schuld, dass es so viele Pfuscher gibt. Die Steuern sind einfach zu hoch" antworteten 55 Prozent mit "Ja" - hier zeigte sich jedoch im Jahresabstand ein Rückgang um zehn Prozentpunkte.
Größter Verlierer beim "Pfusch" sei der Staat, betont Schneider, dem durch die Schattenwirtschaft hauptsächlich Sozialversicherungsbeiträge entgegen - nämlich Steuer- und SV-Beitrags-Ausfälle von 2,0 bis 3,5 Mrd. Euro pro Jahr. Die Steuerverluste würden sich aber in Grenzen halten, da das schwarz verdiente Geld wieder in die offizielle Wirtschaft fließe.
Im Jänner hatte Schneider prognostiziert, dass der Anteil des "Pfuschs" an der offiziellen Wirtschaftsleistung Österreichs - nach einem Anstieg in den beiden Vorjahren - heuer wieder unter die Marke von acht Prozent des BIP sinken dürfte.
Befragung
Befragt wurden 1.032 in Face-to-Face-Interviews, repräsentativ für die ab 15-Jährige Bevölkerung (Schwankungsbreite maximal +/- 3,11 Prozent).
(APA)