Pioneers Festival: „Experten sind die Wächter der Vergangenheit“

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500 Start-ups präsentierten sich beim Pioneers Festival in der Wiener Hofburg. Oft ist es nicht der Traum vom großen Geld, sondern jener von einer besseren Zukunft, der zu Innovation und Unternehmergeist führt.

Wien. Die Räume der Wiener Hofburg sind seit gestern Schauplatz der Zukunft. Zum fünften Mal findet dort das Pioneers Festival statt. 3000 Besucher kamen zum Start-up-Festival, bei dem nicht nur junges Unternehmertum vertreten war. Auch etablierte Unternehmen halten nach neuen Ideen Ausschau – oder möchten sich zumindest innovativ präsentieren.

500 Start-ups durften sich bei der Messe präsentieren.
Eines der ausgewählten Start-ups ist Icaros, das körperliches Training mit einem virtuellen Flugerlebnis kombiniert. „Active VR“ nennt Johannes Scholl das Icaros-Gerät, das Sport und Gaming ganz neu kombiniert. Dreimal war er bereits auf Investorensuche in den USA. Nun probiert es das Münchner Unternehmen in Wien. „Wien ist ein guter Platz zum Netzwerken“, sagt Scholl.

Auch Andreas Tschas, Initiator der Veranstaltung, stellt die „Knüpfung von wertstiftenden Beziehungen“ in den Vordergrund. Tatsächlich trifft auf dem Festival Konzerndenken auf flexible Start-ups. Beide Unternehmenswelten erhoffen sich etwas von dieser Liaison und sollen voneinander profitieren. Das funktioniert, „wenn man einander zuhört und die Motivationen des anderen versteht“, meint Paul Chaplin, Manager im Business Innovation Center von Konica Minolta.

„Wir haben die Pflicht zu helfen“

Es wird allerdings auch klar, dass die Konzerne in Zeiten der Digitalisierung den frischen Wind der jungen Innovativen brauchen. Start-up-Programme und Innovation-Labs sind hier auf der Suche nach kreativen Köpfen. Auf der Suche nach Ideen, die Probleme der Zukunft lösen sollen. „Wir haben die Pflicht, jenen zu helfen, die weniger haben“, meint auch der indisch-amerikanische Milliardär Manoj Bhargava, Gründer von Living Essentials. Er stellt auf der Bühne Free Electric vor, ein System, das einem Fahrrad ähnelt und Strom erzeugt.

Daneben befindet sich auch Rain Maker im Portfolio von Living Essentials. Das Produkt kann verschmutztes oder salziges Wasser in sauberes Trinkwasser umwandeln. Er begrüße die wenigen Initiativen, die Internet in unterentwickelte Regionen bringen würden, allerdings fehle es dann immer noch an Strom, um es tatsächlich zu nutzen – dem möchte Living Essentials entgegenwirken.

Was macht eine gute Innovation aus? „Ich frage mich immer, ob ich es selbst brauche“, meint Manoj. Einen erfolgreichen Gründer erkenne man daran, dass er „nicht dem Geld hinterherjagt, sondern der Arbeit. Wir lieben unseren Job.“ Jungunternehmern gibt er einen originellen Tipp: nicht auf den Rat von Experten hören. „Experten vertreten den Status quo, sie sind die Wächter der Vergangenheit.“

Großer Zuspruch aus dem Publikum war auch The-Ocean-Cleanup-Gründer Boyan Slat sicher. Der 21-jährige Unternehmer sammelt schädlichen Plastikmüll ein. Während herkömmliche Systeme darauf abzielen, Müll zu reduzieren, möchte er die natürlichen Meeresströmungen ausnutzen und das umweltschädliche Material einsammeln. Mit 17 Jahren hat er angefangen, an seiner Idee zu arbeiten, seitdem sei Slat bewusst geworden, wie viel größer das Müllproblem weltweit ist. „Mit der Menge an Plastik, die im Ozean ist, kann man zweimal die Strecke zum Mond und zurück bauen“, sagt der Jungunternehmer.

Auf dem Pioneers Festival präsentierten sich übrigens auch SPÖ-Kanzler Christian Kern und SPÖ-Verkehrsminister Jörg Leichtfried. Er plant schon bald Teststrecken für selbstfahrende Autos in Österreich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.05.2016)

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