Armutsgefährdung: Österreichs Städte EU-weit an vierter Stelle

Stanislav Jenis
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In den meisten EU-Regionen sind Stadtbewohner weniger stark von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht als die Landbevölkerung. In Österreich ist es laut einer Eurostat-Studie umgekehrt.

Anteil der von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Personen (2014).
Anteil der von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Personen (2014).Eurostat

Die gute Nachricht zuerst: Österreicher, die in ländlichen Gebieten leben, sind im EU-Vergleich selten von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht. Mit 14,1 Prozent weist die Landbevölkerung den geringsten Anteil auf. Der EU-Durchschnitt liegt hier bei 27,1 Prozent, Spitzenreiter ist Bulgarien mit 51,4 Prozent. Wie aus Eurostat-Daten hervorgeht, liegt Österreich auch in Kleinstädten und Vororten im EU-Spitzenfeld.

Die schlechte Nachricht: In urbanen Gebieten sieht die Sache ganz anders aus, Österreich hat hier - gemeinsam mit Rumänien - mit 28,3 Prozent den vierthöchsten Anteil in der Europäischen Union. Höhere Quoten als Österreich weist nur die Stadtbevölkerung in Griechenland, Bulgarien und Belgien auf (siehe Grafik). Der Durchschnitt liegt bei 24,4 Prozent.

Beschäftigungsrate am Land höher als in der Stadt

Die Daten korrelieren mit jenen der Beschäftigungsquote: Während diese in Österreichs ländlichen Gebieten mit 77,6 Prozent EU-weit an vierter Stelle liegt, kommen die Städte nur auf 68,9 Prozent und liegen damit abgeschlagen auf Rang 18. In der EU leben etwa 124 Millionen Menschen im Alter von 20 bis 64 Jahren in Städten, was 41 Prozent der Bevölkerung dieser Altersgruppe entspricht. Die Beschäftigungsquote liegt im EU-Schnitt bei 70 Prozent.

In Österreich leben laut Eurostat 31 Prozent der Menschen zwischen 20 und 64 Jahren in Städten - und 40 Prozent auf dem Land. Der Rest lebt in Kleinstädten und Vororten.

Definition

In der Mehrheit der Mitgliedstaaten sind Stadtbewohner weniger stark von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht als die Landbevölkerung. Nur in Österreich, Dänemark, Belgien, Großbritannien, Deutschland, Frankreich und den Niederlanden ist es umgekehrt. In Österreich ist der Unterschied zwischen Stadt und Land mit 14,2 Prozentpunkten sogar am größten. Eine von "Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohte Person" muss laut Eurostat-Definition mindestens eine der folgenden Kriterien erfüllen:

  • In einem Haushalt mit einem verfügbaren Einkommen unter 60 Prozent des nationalen verfügbaren Median-Einkommens (nach Sozialleistungen) leben.
  • In einem Haushalt mit sehr geringer Erwerbstätigkeit leben (Studenten ausgenommen).
  • In einem Haushalt leben, der unter "erheblicher materieller Deprivation" leidet. Das trifft zu, wenn der Haushalt mindestens vier der neun Kriterien einer wünschenswerten Lebensführung nicht erfüllen kann (dazu zählen u.a. unerwartete Ausgaben bestreiten können, jeden zweiten Tag Fleisch essen können, die Wohnung ausreichend heizen können oder eine jährliche einwöchige Urlaubsreise finanzieren zu können).

>>> Alle Eurostat-Daten finden Sie hier

>>> Grafik: Verstädterungsgrad in der EU

(APA/sk)

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