Steuerreform schiebt Konsum ein wenig an

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Österreichs Wirtschaft wuchs im ersten Quartal um 0,5 Prozent und damit etwas stärker als erwartet. Ursachen waren eine höhere Konsumnachfrage und positive Effekte durch das Schaltjahr.

Wien. Die Steuerreform scheint doch ein bisschen zu wirken – der Effekt liegt jedoch im niedrigen Zehntelprozentpunkte-Bereich. Österreichs Wirtschaft ist im ersten Quartal laut Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) etwas stärker gewachsen als erwartet, nämlich um 0,5 Prozent. Erwartet hatte man 0,4 Prozent. Zudem hat sich das Wachstum beschleunigt: Im Schlussquartal des Vorjahres betrug es nur 0,3 Prozent.

Im Jahresabstand lag der Anstieg bei 1,6 Prozent. Doch hatte das erste Quartal aufgrund das Schaltjahres einen Arbeitstag mehr. Bereinigt um diesen und andere Kalendereffekte (frühe Ostern) belief sich das Plus auf 1,1 Prozent. Stützen waren der Privatkonsum, die Investitionen und der Tourismus. Der Anstieg der privaten Konsumausgaben – zu diesen zählt allerdings auch ein Teil der staatlichen Ausgaben für Flüchtlinge – lag mit 0,3 Prozent (real) leicht über dem Schnitt der vergangenen drei Jahre (plus 0,1 Prozent). Den Ausschlag dürfte die mit Jahresbeginn umgesetzte Steuerreform gegeben haben, meinte das Wifo.

Träge Wohnbautätigkeit

Einen positiven Beitrag leisteten auch die Unternehmen, die mehr investierten: Die Bruttoanlageinvestitionen stiegen um 0,6 Prozent. Die Nachfrage nach Ausrüstungsgütern expandierte um 0,8 Prozent: Die Unternehmen investierten mehr in Maschinen (plus 0,6) und Fahrzeuge (plus 1,5 Prozent). Auch wurde mehr gebaut: Vor allem der Nichtwohnbau verzeichnete Zuwächse (1,1 Prozent). Dämpfend wirkte die träge Entwicklung im Wohnbau (minus 0,1 Prozent).

Exporte (plus 0,5) und Importe (plus 0,7 Prozent) legten zwar ebenfalls zu, aber langsamer als vor einem Jahr. Die Verlangsamung betraf die Warenexporte, während die Dienstleistungsausfuhren (dazu zählt etwa der Tourismus) wegen der starken Entwicklung im Reiseverkehr anstiegen.
Dank der guten Saison im Tourismus konnten Beherbergung und Gastronomie sowie der Handel – selbst unter Berücksichtigung des Schalttageffekts – ihre Wertschöpfung um 0,4 Prozent steigern.

Die Industriekonjunktur verlief hingegen „im Licht der Besserung der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung relativ verhalten“, so das Wifo, wenngleich sich die Dynamik seit Anfang 2015 kontinuierlich beschleunige (plus 0,6 Prozent im ersten Quartal). Auch nach Ansicht der Bank-Austria-Konjunkturexperten hält in der Industrie der moderate Aufwärtstrend an. Es sei die längste Aufschwungphase seit der Erholung nach der Wirtschaftskrise 2008/09. Die Produktionsausweitung beschleunige sich trotz des geringeren Auftragsplus – und die Beschäftigung steige weiter, wenn auch mit langsamerem Tempo.

Industrie wächst

Der Bank-Austria-Einkaufsmanagerindex blieb im Mai unverändert bei 52 Punkten. Das signalisiert ein Anhalten des Wachstums, „dem globale Konjunktursorgen oder Unsicherheiten hinsichtlich einer möglichen EU-Austrittsentscheidung der Briten nichts anhaben konnten“, sagte Chefökonom Stefan Bruckbauer. Schon seit mehr als einem Jahr liegt der Indikator über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. (APA/red)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.05.2016)

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