Standort Österreich: Es wird nicht schlechter

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Österreich wird im Ländervergleich langsam wettbewerbsfähiger. Im IMD-Ranking verbessert es sich auf Rang 24. Kein Ruhmesblatt. Aber zumindest der jahrelange Abstieg ist damit beendet.

Wien. Ein besseres Timing hätte sich Christian Kern nicht wünschen können. Da läuft Österreichs neuer Kanzler erst wenige Wochen durch das Land, um Einigkeit zu demonstrieren, der Wirtschaft Besserung zu geloben und Optimismus zu versprühen – und schon hüpft Österreich in internationalen Wettbewerbsrankings erstmals seit Langem wieder nach oben. Im jüngsten Ländervergleich des renommierten Schweizer Managementinstituts IMD rangiert das Land nun also auf Rang 24 von 61 untersuchten Staaten, zwei Plätze besser als im Vorjahr. Vom Sprung an die Spitze, der vor zehn Jahren (Platz elf) noch in Griffweite war, bleibt Österreich zwar weit entfernt. Aber immerhin, es geht wieder nach oben.

Am neuen Stimmungsmacher Kern kann das noch nicht liegen. Zu der Zeit, als das Schweizer Institut Wirtschaftsstatistiken analysiert und Unternehmer befragt hat, war er noch Chef der österreichischen Staatsbahn.
Aber wer hat das Land im Vorjahr dann fast unbemerkt ein kleines Stück nach vorn gebracht?

Die Antwort, die Studienautor und IMD-Direktor Arturo Bris darauf gibt, überrascht: „Einen Großteil der Verbesserungen verdankt Österreich seiner Regierung“, sagt er im Gespräch mit der „Presse“. Allen Debatten rund um Registrierkasse und KESt-Erhöhung zum Trotz sei das Leben der Unternehmer leichter geworden. Bloß aufgefallen ist das nur wenigen.

Verbesserung trotz Politik

So lässt es sich seit dem Vorjahr in Österreich besser forschen, Risikokapital aufnehmen und lassen sich leichter Arbeitnehmer finden, die auch die richtige Ausbildung haben, zitiert Bris Unterkategorien aus der Studie. Kurios ist die Wahrnehmung der Manager: Die einzelnen Verbesserungen haben diese in den Interviews durchwegs bestätigt. Überzeugen konnte die Koalition die Wirtschaft damit aber noch lang nicht. Kein einziger Unternehmer ließ den Faktor „Kompetenz der Regierung“ als Grund dafür gelten, in Österreich Geschäfte zu machen.

Dafür kann es zwei Gründe geben: Alles ist schon gut und muss nur ordentlich verpackt werden. Oder aber es liegt doch an den zahlreichen Faktoren, die Österreich in Sachen Wettbewerbsfähigkeit erst ins Mittelfeld haben abrutschen lassen. Etwa daran, dass eines der reichsten Länder der Welt gerade sukzessive ärmer wird. Seit Jahren schrumpft das reale Bruttoinlandsprodukt pro Kopf. Diese Wachstumsschwäche fällt auch dem IMD auf, das dafür nur Platz 52 von 61 Ländern vergibt. Es könnte auch an Besteuerung liegen, die so hoch ist, dass auffallend viele Menschen vor (Mehr-)Arbeit zurückschrecken (Platz 55). Oder daran, dass nur fünf Länder in Relation mehr Steuer- und geborgtes Geld ausgeben als Österreich. Das Resultat: Nur in drei untersuchten Staaten halten Unternehmer eine Abwanderung der Industrie für wahrscheinlicher als hier.

Es fehlen die Talente

Sollte diese Entwicklung der vergangenen Jahre den Unmut der Unternehmer mit der Regierungsarbeit mit beeinflussen, werden die plötzliche Einigkeit in der Koalition und ein paar aufmunternde Worte nicht reichen. Der „New Deal“, den Kern verspricht, könnte eine Antwort sein, sagt das IMD. Von noch mehr öffentlichen Investitionen in Milliardenhöhe halten die Ökonomen allerdings wenig. „Österreich fehlen Investitionen und Talente aus dem Ausland“, sagt Arturo Bris. In den vergangenen vier Jahren haben sich die Investitionen von zehn Prozent auf fünf Prozent der Wirtschaftsleistung halbiert. Neue Schienen, Internetkabel und saubere Seen seien nicht genug, um das umzukehren.

„Niemand kommt, nur weil Österreich schön ist“, sagt der IMD-Direktor. „Nur Geld bringt Menschen in Bewegung.“ Den einzigen echten Hebel, der auch rasch umzulegen wäre, sieht er daher in der Fiskalpolitik. Österreich müsse den Experten und Unternehmen auch zeigen, dass man sie gern im Land haben wolle. Er verweist auf Ungarn. Dort habe die Regierung IT-Fachkräfte komplett von der Einkommensteuer befreit – mit dem Resultat, dass sich nun vermehrt Unternehmen aus der Wachstumsbranche im Nachbarland ansiedeln. „So etwas müsste Österreich auch tun“, meint Arturo Bris.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.05.2016)

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