Mieten wird immer teurer

Symbolbild.
Symbolbild.(c) APA/HELMUT FOHRINGER
  • Drucken

Um 15 Prozent sind die Mieten seit 2011 gestiegen. Das spüren in Österreich 42 Prozent der Haushalte. Nur in Deutschland ist die Mietquote noch höher als hierzulande.

Wien.„Leistbares Wohnen ist ein großes Thema“, sagte der Statistik-Austria-Chef Konrad Pesendorfer, nachdem er die aktuellen Daten zum Thema „Wohnen 2015“ am Montag präsentiert hatte. Und dazu, wie man es für mehr Menschen erschwinglicher machen könnte, hat er auch eine Idee: Mieter müssten kostenseitig entlastet werden. Es sei nämlich fraglich, ob die automatische Anpassung der Mieten an die Inflation, wie sie in Österreichs Mietverträgen üblich ist, die beste Variante sei, so Pesendorfer: „Wirft man einen Blick über die Grenzen, sieht man, wie Mieten dynamisiert werden – in anderen Ländern ist die Bindung an einen Preisindex nicht so eine Selbstverständlichkeit. In Österreich geht der Automatismus eindeutig zulasten der Mieter, in Deutschland ist das nicht der Fall.“ Ein Vorschlag, der Vermieter nicht begeistern wird, haben sie hierzulande ohnehin mit einem Mietrechtsgesetz zu kämpfen, das Mietern sehr hohen Rechtsschutz gewährt.

7,1 Euro pro Quadratmeter im Schnitt

Doch zurück zu den Zahlen der Statistik Austria: Um 14,9 Prozent sind die Mieten im Durchschnitt österreichweit seit 2011 gestiegen. Eine Steigerung von fast 15 Prozent – das klingt hoch, wenn man bedenkt, dass der Mietanteil in Österreich mit 42 Prozent im EU-Vergleich zu einem der höchsten zählt. Nur Deutschland liege noch vor Österreich, in allen anderen Staaten der EU gebe es weniger Mietverhältnisse, sagte Pesendorfer.

Die durchschnittliche Höhe der Mieten inklusive Betriebskosten lag 2015 bundesweit bei monatlich 7,1 Euro pro Quadratmeter. Allerdings sind die bundesweiten Durchschnittszahlen mit Vorsicht zu genießen, denn bei den Wohnkosten gibt es „große regionale Unterschiede“, betonte Pesendorfer. So leben in der Bundeshauptstadt 79 Prozent der Menschen in Mietwohnungen, im Burgenland jedoch nur 20 und in Niederösterreich 26 Prozent. Der Rest hat sich für das Eigentum entschieden, das in ländlichen Bereichen leichter erschwinglich ist als in großen und größeren Städten. Am meisten kostet die Wohnraummiete übrigens nicht in Wien (7,5 Euro pro Quadratmeter), sondern in Linz, Salzburg, Innsbruck und Graz, also in allen anderen Städten, die über 100.000 Einwohner zählen. Hier muss man im Schnitt knapp über acht Euro pro Quadratmeter auf den Tisch legen. Doch auch Mietwohnung ist nicht gleich Mietwohnung. Denn bei sechs von zehn Mietverhältnissen handelt es sich österreichweit um gefördertes oder soziales Wohnen. Das heißt, die Mieter leben in Genossenschafts- oder Gemeindewohnungen, nur 40 Prozent kommen zu ihrer Bleibe über private Vermietung.

Auch hier lohnt es sich zu differenzieren. Während in Wien Gemeindebauten zum vertrauten Bild der Stadt gehören – 32 Prozent der Hauptmieten sind Gemeindewohnungen –, kann man sie in Vorarlberg (knapp vier Prozent), Salzburg (vier Prozent) oder Oberösterreich (zwei Prozent) eher wie die Nadel im Heuhaufen suchen. Ebenso ist die genossenschaftliche Wohnförderung in jedem Bundesland ganz unterschiedlich ausgeprägt: Wien hat mit 26 Prozent einen relativ geringen Anteil an Genossenschaftswohnungen, im Burgenland finden jedoch 70, in Oberösterreich 67 Prozent und in Niederösterreich 58 Prozent ihre Wohnung über eine Genossenschaft. Beiden, Genossenschafts- und Gemeindewohnungen, ist eines gemeinsam: Die Mietkosten sind deutlich geringer als bei der Anmietung von Privaten. Der Mietzins dafür betrug im Jahr 2015 8,3 Euro (inkl. Betriebskosten) pro Quadratmeter. Eine Gemeindewohnung kam im bundesweiten Schnitt hingegen auf 6,2 Euro, Genossenschaftswohnungen auf 6,4 Euro pro Quadratmeter. Ein weiterer Vorteil für diese Mieter: Im geförderten und sozialen Wohnbau schlugen die Preissteigerungen mit 13 Prozent deutlich geringer zu Buche als bei privaten Hauptmieten (16 Prozent). Und die Nachfrage wird im geförderten Bereich weiterhin steigen. Deshalb hat Pesendorfer noch einen zweiten Vorschlag: Nämlich einmal zu prüfen, ob die soziale Bedürftigkeit tatsächlich noch bei all diesen Mietverhältnissen gegeben sei, oder ob sich die persönliche Einkommenssituation seit Abschluss des Mietvertrags entsprechend entwickelt habe.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.05.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.