Verbund: „Zu viel Strom in Europa“

Austrian hydropower producer Verbund Chief Executive Anzengruber addresses a news conference in Vienna
Austrian hydropower producer Verbund Chief Executive Anzengruber addresses a news conference in Vienna(c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
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Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber fordert eine Kehrtwende bei Ökostrom. Nach Deutschland müsse auch Österreich weg von der Dauersubventionierung.

Wien. Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber holt vor der anstehenden Novelle des Ökostromgesetzes zum Rundumschlag aus: „13 Jahre sind genug“, sagte der Strommanager mit Blick auf die derzeit geltende Rechtslage, wonach Ökostromanlagen 13 Jahre lang mit einem erhöhten Einspeisetarif gestützt werden. Die geförderten erneuerbaren Energien müssten nun auf den Markt gebracht werden, etwa mithilfe von Ausschreibungen für Neuanlagen, sagte er im Klub der Wirtschaftspublizisten.

„Wir müssen ein faires Spielfeld schaffen bei den erneuerbaren Energien“, so Anzengruber. Anders als die Vertreter der Ökostrombranche meint er damit aber vor allem ein Ende der Bevorzugung mancher erneuerbaren Energieträger gegenüber der Wasserkraft. Denn der Wasserkraftkonzern Verbund spürt die Auswirkungen der Energiewende in Europa stark.

Der Ausbau der erneuerbaren Energie – vor allem in Deutschland – drückt die Großhandelsstrompreise in Mitteleuropa seit Jahren nach unten. Die meisten traditionellen Energiekonzerne wie auch der Verbund halten sich daher bei Investitionen zurück.

Unflexible Erneuerbare

Aber nicht nur sein Unternehmen, auch das Energiesystem als Ganzes leide unter der momentanen Situation, so Anzengruber. So laufe in Deutschland etwa trotz mehr als 20 Milliarden Euro Ökostromförderung pro Jahr die Braunkohleverstromung „wie noch nie“. In Europa gebe es derzeit „genug Kraftwerke“ und „genug Strom, eher zu viel“. Nötig sei Flexibilität auf der Erzeugerseite, doch seien Windkraft und Fotovoltaik „unflexibel“.

Bei der anstehenden Reform des Ökostromgesetzes schwebt ihm eine Umschichtung in Richtung Investitionsförderung vor, etwa in Form einer vorzeitigen Abschreibung, aber auch das nur begrenzt, „sonst hängt ein System dauerhaft an der Förderung“. Förderungen würden Innovationen verhindern, da wäre es besser, Forschung und Entwicklung direkt zu unterstützen.

Nach Deutschland, das soeben sein EEG-Gesetz für den Ökostrom ändert, müsse auch Österreich „wegkommen von den klassischen Einspeisetarifen“. (auer/ag)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.06.2016)

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