Millionäre setzen auf Betongold

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Im Vorjahr ist die Zahl der österreichischen Millionäre von 114.000 auf 121.000 gestiegen. Das starke Wachstum hängt mit den Immobilienpreisen zusammen.

Wien. In Österreich brauchen die Reichen nicht viel zu machen. Ihr Vermögen steigt automatisch. Denn die heimischen Millionäre haben einen großen Teil ihres Geldes in Immobilien angelegt. Und der Wert der Häuser und Grundstücke hat sich zuletzt überdurchschnittlich stark erhöht. Dies zeigt der am Donnerstag erschienene „World Wealth Report“ der Unternehmensberatung Capgemini. Demnach stieg in Österreich im Vorjahr die Zahl der Menschen, die über ein Vermögen von über einer Million US-Dollar verfügen, von 114.000 auf 121.000.

Dieser Anstieg sei „bemerkenswert“, sagt Bernd Bugelnig, Vorstandsvorsitzender von Capgemini in Österreich. Denn im Vorjahr lag das Wirtschaftswachstum nur bei 0,9 Prozent. Auch das allgemeine Zinsniveau war niedrig. Berücksichtigt man die Inflationsrate und die Kapitalertragsteuer, ist Sparen ein Verlustgeschäft. Capgemini führt daher das Plus bei den heimischen Millionären auf den Preisanstieg bei Immobilien zurück.

Fast alle wollen jetzt Immobilien

Mittlerweile setzen auch weniger vermögende Österreicher auf Immobilien. Laut „Stimmungsbarometer 2016“ des Meinungsforschungsinstituts Gfk, das vor Kurzem veröffentlicht wurde, sind in Österreich Eigentumswohnungen und Häuser erstmals die beliebteste Anlageform. Früher stand der Bausparvertrag an der Spitze. Doch aufgrund des anhaltend niedrigen Zinsniveaus verlieren traditionelle Sparformen wie Bausparen und Sparbücher deutlich an Attraktivität. Die Millionäre haben schon viel früher auf den Immobilienboom reagiert und profitieren nun von den Wertsteigerungen.

Der „World Wealth Report“ wird jedes Jahr im Juni publiziert. Er bringt einen guten Überblick, wo die meisten Millionäre leben. Österreich liegt derzeit im internationalen Ranking auf Platz 23. Zur besseren Vergleichbarkeit wird die Anzahl der Millionäre immer auf US-Dollar-Basis angegeben.

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Als Millionär gilt, wer über ein investierbares Vermögen von über einer Million US-Dollar verfügt. Gezählt werden neben Konten und Depots mit Wertpapieren (wie Aktien und Anleihen) auch Immobilien. Nicht inkludiert sind jedoch die Häuser und Wohnungen, in denen die Millionäre wohnen. Die meisten Millionäre gibt es in den USA, gefolgt von Japan und Deutschland. China liegt im Ranking auf Platz vier. Doch in keinem anderen Land der Welt ist die Anzahl der Reichen im Vorjahr so stark gestiegen wie in China. Das Plus lag bei 16 Prozent.

Daher könnte China im nächsten Jahr Deutschland überholen. Auch in China profitieren die Reichen vom Boom auf dem Immobilienmarkt. Um das Risiko breiter zu streuen, kaufen wohlhabende Chinesen immer mehr Immobilien im Ausland. Besonders begehrt sind Objekte in Europa.

In einigen Staaten ist die Zahl der Millionäre gesunken, wie in Brasilien (minus acht Prozent) und in Russland (minus zwei Prozent), was mit den dortigen wirtschaftlichen Problemen zusammenhängt.

Global betrachtet ist eine Verschiebung nach Asien feststellbar. Laut Capgemini hat der asiatisch-pazifische Raum im Vorjahr erstmals Nordamerika sowohl bei der Zahl der Millionäre als auch beim Volumen des Vermögens überholt. So lebten in der Asien-Pazifik-Region in Summe 5,1 Millionen Superreiche mit einem Gesamtvermögen von 17,4 Billionen US-Dollar. In Nordamerika hingegen besaßen 4,8 Millionen Millionäre 16,6 Billionen US-Dollar.

Zur Grundsatzfrage, ob sich die Schere zwischen Arm und Reich vergrößert, macht Capgemini keine Angaben. Allerdings zeigt der Bericht, dass es innerhalb der Vermögenden deutliche Ungleichgewichte gibt. So wird zwischen drei Gruppen von Reichen unterschieden. Ganz oben befinden sich die Ultrareichen mit einem Vermögen von mehr als 30 Millionen US-Dollar. Diese machen zahlenmäßig nur 0,9 Prozent aus. Sie besitzen aber 34,1 Prozent des weltweiten Millionärsvermögens. Die zweite Gruppe sind die mittleren Reichen mit einem Vermögen von fünf Millionen bis 30 Millionen US-Dollar. Neun Prozent aller Millionäre entfallen auf diese Gruppe.

Die große Masse sind die „Millionäre von nebenan“, wie sie im Bericht bezeichnet werden. Dabei handelt es sich um Vermögende, die von einer Million US-Dollar bis fünf Millionen US-Dollar besitzen. Diese machen zwar zahlenmäßig 90 Prozent aller Reichen aus, ihnen gehören aber „nur“ 43,3 Prozent des gesamten Millionärsvermögens.

Auch in Österreich ist davon auszugehen, dass die „Millionäre von nebenan“ die Hauptgruppe stellen. Die Zahl der wirklich Superreichen ist relativ kein. Die reichsten Österreicher sind die Familien Porsche und Piëch, die laut „Trend“ rund 30 Milliarden Euro besitzen sollen. Auf Platz zwei liegt Red-Bull-Eigentümer Dietrich Mateschitz mit geschätzten 8,25 Milliarden Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.06.2016)

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