Wirtin: "200 Bewerbungsgespräche, aber keines erfolgreich“

(c) Bruckberger
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Der Personalmangel in der Gastronomie führt dazu, dass Wirte ihr Lokal nicht aufsperren. Zahlreiche Bewerber kommen zu Vorstellungsgesprächen, sagen dann aber ab.

Die Chefin des Hotels „Donauhof“ im niederösterreichischen Emmersdorf ist verzweifelt. Sie sucht händeringend Personal, wie sie dem "Kurier" erzählt, aber von den mehr als 200 Bewerbungsgesprächen sei bislang keines erfolgreich gewesen. Dabei ist Eveline Pichler mit ihrem Unmut kein Einzelfall. Ein oberösterreichischer Wirt aus Feldkirchen sah sich gar gezwungen, sein Lokal für einen Tag zu schließen: "Heute geschlossen – Kein Personal aber 500.000 Arbeitslose. Sorry, Der Wirt!" Trotz der guten Lage seines Restaurants nahe einem beliebten Golfplatz ist die Mitarbeitersuche sehr schwierig. Martin Hintringer kann nicht mehr zahlen, der Staat nehme schon so viel.

Aber auch die Absagen vieler Bewerber klingen laut Wirte fadenscheinig. Von „kein Geld für den Sprit“ bis „will nur bis 12 Uhr arbeiten“ reichen die Ausreden. Dabei suchen 43.500 Personen offiziell in der Gastronomie eine Beschäftigung, 4700 Jobs sind beim AMS ausgeschrieben. Für Mario Pulker, Bundesobmann der Gastronomie in der Wirtschaftskammer, ist die Sache klar: "Viele Arbeitslose liegen entspannt in der sozialen Hängematte. Es darf nicht sein, dass Leute 60 Euro mehr bekommen, wenn sie nicht arbeiten".

AK fordert fairere Löhne

Ein Wirt aus Linz versteht auch das Gerede um die schlechte Bezahlung in der Gastronomie nicht. Immerhin zahle man 1640 Euro brutto, Gratis-Konsumation und 100 bis 300 Euro Trinkgeld pro Monat seien ordentlich. Da ist man bei der Arbeiterkammer anderer Ansicht. Markus Wieser, den AK-Präsidenten in Niederösterreich, hätte lieber fairere Löhne. Die Untergrenze sehe er bei 1700 Euro und begründet dies mit den geforderten flexibleren Dienstzeiten, Teildienste, Mehrtätigkeiten und ständige Erreichbarkeit. Wegen der Bezahlung würden auch bis zu 75 Prozent der Lehrlinge nach der Ausbildung den Beruf wechseln, so Wieser.

>> Artikel im "Kurier"

(Red.)

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