Milchpreis: "Landwirte stehen mit Rücken zur Wand"

Miniaturkuh versinkt in einem Milchglas niedrige Milchpreise
Miniaturkuh versinkt in einem Milchglas niedrige Milchpreiseimago/Christian Ohde
  • Drucken

Viele Milchbauern hatten nach dem Ende der Quotenregelung stark investiert. Nun bringt sie der niedrige Milchpreise in Bedrängnis.

Der heimische Agrarökonom Leopold Kirner rechnet mit einer Entspannung bei den Milchpreisen in Österreich frühestens Anfang 2017. So lange dauere es, bis sich ein Rückgang bei der weltweiten Milchanlieferung bemerkbar machte, sagte Kirner dem "WirtschaftsBlatt". Der Preis für konventionell hergestellte Milch ist in den vergangenen zwei Jahren um rund ein Drittel gesunken.

Für Bio-Heumilch erhalten Bauern derzeit noch 47 Cent pro Kilogramm anstatt 27 bis 29 Cent für konventionelle Milch. Die niedrigen Milchpreise bringen die 31.000 Milchbauern in Österreich immer mehr in Bedrängnis. Bauern, die in den vergangenen Jahren stark gewachsen sind, das heißt viel investiert haben, könnten laut dem Agrarökonomen Liquiditätsprobleme bekommen. "Diese Landwirte stehen mit dem Rücken zur Wand", so der Leiter des Instituts für Unternehmensführung an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik in Wien. Wenn die Preissituation ein weiteres Jahr anhalte, werde es kritisch. Die österreichische Milchwirtschaft ist im Vergleich zu anderen EU-Staaten kleinstrukturiert, durchschnittlich halten österreichische Milchbauern 17 Kühe.

Die Landwirtschaftskammer erwartet, dass sich der Ausstieg aus der Milchproduktion beschleunige. Es werde innerhalb der Generationen früher als geplant übergeben und auch unrentable Betriebe werden eher geschossen. Ein prozess, der auch in anderen Ländern Europas zu beobachten sei. In Österreich sperren jährlich wegen dieses Strukturwandel etwa 1500 Betriebe zu.

>>Artikel im "Wirtschaftsbaltt"

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Österreich

Geld für Milch, die nicht geliefert wird

Die EU hat sich auf neue Förderungen für die Milchbauern geeinigt: Sie erhalten Geld, wenn sie weniger Milch produzieren.
Erster Weideauftrieb
Österreich

Zwölf Millionen Euro für Österreichs Milchbauern

Österreichs Milchbauern erhalten weitere 5,68 Millionen Euro EU-Hilfe. Rupprechter kündigte eine nationale Verdoppelung an.
Miniaturkuh versinkt in einem Milchglas niedrige Milchpreise
Österreich

Milchpreistief: Bauern bekommen Sozialversicherung gestundet

Die Sozialversicherungsbeiträge von rund 170 Millionen Euro für ein Quartal müssen bis 2019 zurückgezahlt werden.
Hoffnung schöpfen Milchbauern durch den Absatz ihrer Produkte in Nicht-EU-Ländern.
International

Europas Milchmarkt ertrinkt in eigener Produktion

Der Weltmarkt ist umkämpfter denn je, der Milchpreis auf einem Tiefststand. MIlchbauern in Europa fürchten den Wegfall der EU-Quote.
Milch tropft von Glas
Österreich

Milchpreis in zwei Jahren um 30 Prozent gesunken

Bei konventioneller Milch gibt es einen dramatischen Preisverfall. Im Parlament sucht man heute nach kurz- und langfristigen Lösungen für die österreichischen Bauern.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.