Viele Milchbauern hatten nach dem Ende der Quotenregelung stark investiert. Nun bringt sie der niedrige Milchpreise in Bedrängnis.
Der heimische Agrarökonom Leopold Kirner rechnet mit einer Entspannung bei den Milchpreisen in Österreich frühestens Anfang 2017. So lange dauere es, bis sich ein Rückgang bei der weltweiten Milchanlieferung bemerkbar machte, sagte Kirner dem "WirtschaftsBlatt". Der Preis für konventionell hergestellte Milch ist in den vergangenen zwei Jahren um rund ein Drittel gesunken.
Für Bio-Heumilch erhalten Bauern derzeit noch 47 Cent pro Kilogramm anstatt 27 bis 29 Cent für konventionelle Milch. Die niedrigen Milchpreise bringen die 31.000 Milchbauern in Österreich immer mehr in Bedrängnis. Bauern, die in den vergangenen Jahren stark gewachsen sind, das heißt viel investiert haben, könnten laut dem Agrarökonomen Liquiditätsprobleme bekommen. "Diese Landwirte stehen mit dem Rücken zur Wand", so der Leiter des Instituts für Unternehmensführung an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik in Wien. Wenn die Preissituation ein weiteres Jahr anhalte, werde es kritisch. Die österreichische Milchwirtschaft ist im Vergleich zu anderen EU-Staaten kleinstrukturiert, durchschnittlich halten österreichische Milchbauern 17 Kühe.
Die Landwirtschaftskammer erwartet, dass sich der Ausstieg aus der Milchproduktion beschleunige. Es werde innerhalb der Generationen früher als geplant übergeben und auch unrentable Betriebe werden eher geschossen. Ein prozess, der auch in anderen Ländern Europas zu beobachten sei. In Österreich sperren jährlich wegen dieses Strukturwandel etwa 1500 Betriebe zu.
>>Artikel im "Wirtschaftsbaltt"
(APA)