Die ÖVP zweifelt, ob Brigitte Ederer die richtige Aufsichtsratschefin bei den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) ist.
Wien. In ÖVP-Regierungskreisen sorgte der „Presse“-Bericht mit Äußerungen von Brigitte Ederer für Aufregung. Ederer, die zu den prominenten Wirtschaftsvertretern der SPÖ gehört, hat die Telekom-Privatisierung als Fehler bezeichnet. „Ederer agiert mit ihren Aussagen zum Schaden der Republik“, heißt es in ÖVP-Regierungskreisen. Diese bezweifeln, ob Ederer noch die richtige Aufsichtsratsvorsitzende bei den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) ist.
Schon zu Jahresbeginn hat Ederer vor einem schleichenden Ausverkauf des teilstaatlichen Energiekonzerns OMV an die russische Gazprom gewarnt. Nach der Anpatzerei der OMV folge nun die Telekom, ärgern sich ÖVP-Vertreter. „Ederer sollte sich im Klaren sein, dass sie mit ihren Beiträgen nur Wertvernichtung bei der OMV und jetzt bei der Telekom betreibt“, heißt es in der ÖVP.
ÖVP gegen Verstaatlichung
Ederer kritisiert die Mehrheitsübernahme der Telekom Austria durch den mexikanischen Konzern América Móvil. Die SPÖ-Wirtschaftsexpertin hält es einer Überlegung wert, dass der Staat von der Telekom Austria die Netzinfrastruktur übernimmt. „Ederers Verstaatlichtenmentalität ist nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Es sind Retrogedanken, die in einer freien Marktwirtschaft längst überholt sind“, so die Replik. Ein Blick in die Geschichte zeige, wie unwirtschaftlich Staatsbetriebe geführt worden seien. Das Beispiel der Voestalpine mache deutlich, wie sich solche Firmen nach der Privatisierung zu profitablen Unternehmen entwickelt haben. „Gerade Ederer sollte wissen, dass Wirtschaft viel mit Stimmung zu tun hat. Diskussionen im Halbjahrestakt anzuzetteln, feuert die Negativstimmung an“, empören sich ÖVP-Vertreter. Ederer ist in der SPÖ gut vernetzt. Sie kennt vor allem den früheren ÖBB-Chef und jetzigen Kanzler, Christian Kern, gut. (höll)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.07.2016)
