Wifo-Chef Karl Aiginger bleibt der Liebling der Medien

Karl Aiginger wurde im ersten Halbjahr am meisten zitiert.
Karl Aiginger wurde im ersten Halbjahr am meisten zitiert.Die Presse/Clemens Fabry
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Der scheidende Wifo-Chef hatte in den ersten sechs Monaten die meisten Wortmeldungen in Medien, und zwar mit großem Abstand.

Wien. Es gibt Wirtschaftswissenschaftler – und dann gibt es Karl Aiginger. So jedenfalls stellt sich das Bild in den Medien da, wenn man sich die neuesten Daten des Instituts Mediatenor ansieht, die der „Presse“ exklusiv vorliegen. Geht es um Medienzitate, dann hat der Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts die Nase in Österreich vorn, und zwar weit. In den ersten sechs Monaten des Jahres wurde Aiginger mehr als dreimal sooft mit seiner Einschätzung zitiert wie der zweitplatzierte Friedrich Schneider von der Universität Linz.

„Mit der Ankündigung seines Rücktritts im zweiten Halbjahr ist die Anzahl seiner Zitate nochmals deutlich gestiegen“, sagt Tobias Thomas, Forschungsdirektor bei Mediatenor. Das Institut gestaltet gemeinsam mit der „Presse“, der „Frankfurter Allgemeinen“ und der „Neuen Zürcher Zeitung“ seit drei Jahren das Ranking zum einflussreichsten Ökonomen des Jahres. Über alle drei erhobenen Bereiche gerechnet– also Medien, Politik und Wissenschaft – hatte in diesem Ranking bisher Friedrich Schneider immer die Nase vorn.

Platz 2 und 3 an Schneider und Hofer

Karl Aiginger war aber kraft seines Amtes immer Liebling der Medien. Sein designierter Nachfolger, Christoph Badelt, hat hier einiges aufzuholen: Er schaffte es im ersten Halbjahr noch nicht in die Top 15. Als bekanntester IHS-Ökonom landet Helmut Hofer hinter Aiginger und Schneider auf dem dritten Platz. „Aigingers Dominanz in den Medien ist derzeit noch herausragend“, sagt Thomas. Dies sei auch der fehlenden Konkurrenz geschuldet: Nach dem Abgang von Bernhard Felderer als IHS-Chef ist der Einfluss des Instituts für Höhere Studien stark gefallen – und der des Wifo und seines Chefs, Karl Aiginger, dementsprechend gestiegen.

Unter den Bankenvolkswirten ragt – wie auch im Vorjahr – Stefan Bruckbauer von der Bank Austria hervor, gefolgt von seinem Kollegen Walter Pudschedl. Peter Brezinschek von Raiffeisen folgt erst auf Platz fünf und muss sich den Deutschen Jörg Krämer (Commerzbank) und Carsten Brzeski (ING) geschlagen geben.

Auffallend ist Bruckbauers Einfluss beim Thema Konjunktur. Geht es um Einschätzungen zur Wirtschaftslage, wird der Volkswirt von der Bank Austria selbst von Aiginger nur knapp geschlagen, der immerhin die offiziellen Prognosen des Wifo vorstellen darf. IV-Chefökonom Christian Helmenstein und IHS-Mann Helmut Hofer teilen sich in diesem Bereich den dritten Platz.

Geht es um die Geldpolitik, muss sogar Aiginger sich den ersten Platz teilen – allerdings mit niemand Geringerem als dem EZB-Chefökonomen Peter Praet.

Vorsicht: Währungshüter wie Ewald Nowotny und Mario Draghi sind von diesem Ranking ausgenommen, da sie kraft ihres Amtes weit mehr zitiert werden als sonstige Ökonomen. Beim Thema Arbeitsmarkt liegt ebenfalls Karl Aiginger vorn – Friedrich Schneider landet auf Platz zwei.

Aigingers Dominanz in den Medien bedeutet aber nicht, dass er als Favorit in das diesjährige Ökonomenranking geht, das „Die Presse“ Anfang September veröffentlichen wird. Für diese Hitparade der Ökonomen sind auch andere Faktoren von Bedeutung – vor allem auch der wissenschaftliche Einfluss. (jil)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.07.2016)

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