Schelling will neues Logo für kostenpflichtige Bankomaten

(c) Herbert Asamer
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Gebühren bei Bankomaten ist international die Norm - Österreich ist eine absolute Ausnahme. Der Finanzminister will kostenpflichtige Bankomaten kennzeichnen.

Wien. Es ist ein komischer Zufall. Just einen Tag bevor der Ministerrat beschließt, dass die Bankenabgabe dramatisch gesenkt wird, wird bekannt, dass bei einer Reihe von Bankomaten Gebühren eingehoben werden. Und das nicht zu knapp. 1,95 Euro verlangt der Betreiber Euronet pro Transaktion. Gewinnen die Banken also doppelt? „Nein“, betonte man am Dienstag bei Payment Service Austria.

Das Unternehmen gehört den österreichischen Banken und wickelt für diese auch den Zahlungsverkehr an Bankomaten und Geldausgabeautomaten ab. „Banken erwächst dadurch kein Vorteil“, heißt es dort. Das US-amerikanische Unternehmen kassiert von den heimischen Banken nach wie vor eine sogenannte Interchange-Gebühr, verlangt aber darüber hinaus auch von den Kunden 1,95 Euro. „Die österreichischen Banken haben darauf keinen Einfluss“, sagte eine Sprecherin von Payment Service Austria.

Dritte haben keine Beziehung zu Kundenkonto

In Österreich gibt es 8800 Bankomaten. 85 Prozent davon werden von den heimischen Banken betrieben. Der Rest entfällt auf sogenannte bankunabhängige Anbieter. Dazu gehört eben Euronet. Das Unternehmen hat in Österreicher lediglich 80 Geräte stehen. Dennoch war die Aufregung über Bankomat-Gebühren groß. Finanzminister Hans Jörg Schelling schloss am Dienstag aus, dass die Banken bei ihren eigenen Kunden Bankomat-Gebühren einheben. Es sei aber das gute Recht von privaten Anbietern, Gebühren zu verlangen, „weil sie keine Beziehung“ zu den Kunden und deren Konto haben. Mit anderen Worten: Drittanbieter können den Kunden die Kosten nicht über andere Spesen heimlich verrechnen. Schelling verweist auch auf einzelne Bereiche in Österreich, wo bereits Bankomatgebühren für sogenannte Fremdkunden eingehoben werden. „Da ist kein guter Weg beschritten worden“, sagte der Finanzminister am Rande des Ecofin-Treffens in Brüssel.

Und Schelling schlägt vor, kostenpflichtige Bankomaten besser zu kennzeichnen, etwa mit einem rot-grünem Kennzeichen statt dem normalen blau-grünen Logo - oder eine andere Farbkombination, sagte ein Sprecher Dienstagabend.

Dass der Bankomat ein „Gratisservice“ der Banken sei, davon könne keine Rede sein, meinen Experten. Die Banken verrechnen ihren Kunden eben über Umwege Spesen. In den meisten Ländern in Europa sind Bankomat-Gebühren üblich. In Deutschland sind etwa nur die Bankomaten der eigenen Hausbank gratis, an allen anderen Automaten fallen in der Regel ebenfalls 1,95 Euro pro Transaktion an. In Zukunft müssen eben auch Kunden in Österreich darauf achten, von welchem Bankomat sie abheben, heißt es bei Payment Service Austria.

Die Aufregung über Bankomatgebühren in Österreich ist auch deshalb hoch, weil Bargeld nach wie vor sehr beliebt ist. 94 Prozent der Österreicher ziehen regelmäßig Geld aus den Automaten. Das geht aus einer Umfrage der Direktbank ING Diba Austria hervor. Nur in der Türkei sind Bankomaten noch stärker frequentiert. Dort holen sich 96 Prozent regelmäßig Bargeld vom Bankomaten. Die Umfrage wurde in 13 europäischen Ländern durchgeführt. Die wenigsten Zugriffe gibt es demnach in Frankreich. Dort nutzen nur 80 Prozent der Befragen den Bankomat.

Kaum Empörung am Ort des Geschehens

Politiker und Interessensvertreter schrieen auf. Das Team Stronach sieht einen „weiteren Schritt zur Bargeldabschaffung“. Der Pensionistenverband fordert ein gesetzliches Verbot von Bankomatgebühren. Auch für das ÖVP-Pendant Seniorenbund sind Bankomatgebühren „inakzeptabel“. In der Wirtschaftskammer gab man sich gelassen. „Ich sehe hier keinen Grund für einen Dammbruch“, sagte Franz Rudorfer, Obmann der Sparte Banken, in Anlehnung an die „Presse“-Online-Schlagzeile. Es handle sich nur um einen kleinen Anbieter, sonst bleibe alles beim Alten.

Auch an den Bankomaten selbst, hielt sich die Empörung in Grenzen, wie ein Lokalaugenschein der „Presse“ ergab. Die meisten Kunden stören sich zwar am viel zu kleinen Warnhinweis am Display, der zudem erst kurz vor Abschluss der Geldbehebung angezeigt wird. Der Warnhinweis sei viel zu klein, sagt ein junger Wiener, der aber grundsätzlich kein Problem mit einer Gebühr hat - ein deutlicher Hinweis vorausgesetzt. Ein anderer Passant meint: „Mein Sohn hebt zumeist zwischen 10 und 20 Euro ab. Da machen dann 1,95 Euro schon was aus.“

„Bankomatgebühren? Noch nichts gehört, dann werde ich meine Abhebungen besser planen müssen“, sagt ein anderer. Touristen aus Spanien und Polen nehmen die Gebühren kommentarlos zur Kenntnis. Sie müssen schließlich auch zu Hause für die Behebungen bezahlen.(gh/herbas/ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.07.2016)

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