Voest und Verbund arbeiten an CO2-freiem Stahl

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Symbolbild.(c) APA/HANS KLAUS TECHT
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Die beiden Konzerne vertiefen ihre Partnerschaft und bauen eine erste Industrieanlage, die mit „grün“ produziertem Wasserstoff statt mit Kohle läuft. In 20 Jahren will die Voest erstmals CO2-freien Stahl erzeugen können.

Wien. Glaubt man Voest-Chef Wolfgang Eder, geht es um nicht weniger als um die Rettung der Stahlindustrie – und des Standorts Europa in einem. Sein Plan dafür baut auf zwei Buchstaben: H2.

Der oberösterreichische Konzern arbeitet – wie die meisten großen Stahlkonzerne – daran, Stahl in Hinkunft mit Wasserstoff statt Kohlenstoff zu erzeugen. Nur so seien die klimapolitischen Vorgaben der Politik realistisch zu erfüllen. Bis 2030 muss die Industrie in Europa etwa um 43 Prozent weniger CO2ausstoßen. Wasserstoff sei die einzige realistische Chance, das zu erreichen, so Eder.

Gemeinsam mit dem Verbund, Österreichs größtem Stromerzeuger, will die Voest nun eine erste Pilotfabrik in Linz errichten. Ab 2018 soll dort erprobt werden, wie man aus Ökostrom sauberen Wasserstoff erzeugen und diesen dann direkt in einen industriellen Prozess einbetten kann. Die Umwandlungsverluste halbieren sich dadurch auf 30 Prozent. Die endgültige Investitionsentscheidung für das rund 20 Millionen Euro teure Werk soll bis Jahresende fallen.

33 Donaukraftwerke benötigt

Damit die Bemühungen der beiden Konzerne tatsächlich eine Chance auf Erfolg hätten, sei aber auch Unterstützung aus der Politik dringend notwendig, sagte Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber.

Denn bevor die Industrie ihre grüne Wende beginnen könne, müsse erst die Energiewirtschaft den Umstieg auf erneuerbare Energieträger schaffen. Ein Beispiel: Von den 600 Milliarden Tonnen Wasserstoff, die heute in der Industrie verarbeitet werden, werden 96 Prozent auf Basis von Erdgas hergestellt, sind also nur so „grün“ wie Elektroautos, die ihren Strom aus Kohlekraftwerken beziehen.

Stellt ein Unternehmen wie die Voest ihre gesamte Produktion auf erneuerbare Energiequellen um, müsste es mit einem Schlag 33 Terawattstunden Ökostrom zukaufen. Das entspricht etwa der Jahresleistung von 33 Donaukraftwerken. Derzeit sind diese Mengen in Österreich nicht verfügbar, der entsprechende Ausbau sei bis 2030 jedoch machbar, so Anzengruber.

Dafür sei aber ein klares Bekenntnis der Politik notwendig, dass dieser Ausbau auch gewollt sei. „Nur Verträge in Paris unterschreiben reicht nicht“, sagte Eder mit Blick auf das Ende 2015 geschlossene Klimaabkommen. „Wir brauchen auch klare Rahmenbedingungen, damit wir wissen, dass es sich lohnt, in diesem Land zu investieren.“ „Der Industriestandort Österreich hängt von diesen Entscheidungen ab“, ist auch Anzengruber überzeugt.

Geld vom Staat für Pilotfabrik?

Um den notwendigen Ausbau zu ermöglichen, müssten keine Milliarden an Ökostromsubventionen bezahlt werden. Derartige Output-Förderungen hält Anzengruber sogar für hinderlich. Stattdessen müssten mehr Mittel für Forschungsprojekte (wie das geplante Werk in Linz) bereitgestellt werden sowie die Genehmigungsverfahren im Land erheblich vereinfacht und beschleunigt werden. Wolfgang Eder wünscht sich zudem eine europäische Obergrenze beim Preis der CO2-Zertifikate, damit die Branche überhaupt bis 2030 auf dem Markt bestehen kann. (auer)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.07.2016)

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