Österreicher verdienten 2014 weniger als 2010

Die Presse (Michaela Bruckberger)
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Zwischen 2010 und 2014 sanken Löhne und Gehälter abzüglich Inflation um 0,3 Prozent im Jahr. Am besten verdient man hierzulande in der Energieversorgungsbranche.

Männlich, Absolvent einer Universität oder Fachhochschule, älter als 50 und Österreicher: Wer gut verdient, erfüllt mit großer Wahrscheinlichkeit einige oder alle dieser Eigenschaften. Ist er darüber hinaus noch Führungskraft in der Energieversorgungsbranche in Vorarlberg, hat er Aussicht auf ein Spitzeneinkommen. Das geht aus der aktuellen Verdienststrukturerhebung der Statistik Austria hervor.

Die heimische Statistikbehörde untersucht alle paar Jahre die Löhne und Gehälter der Beschäftigten in der österreichischen Privatwirtschaft. Die aktuellsten Daten stammen aus dem Jahr 2014: Da verdiente ein unselbstständig Beschäftigter 13,87 Euro brutto in der Stunde. Das ist zwar mehr als vier Jahre zuvor – da waren es 12,79 Euro. Real, also abzüglich der Inflation, sind die Bruttolöhne und -gehälter aber seither um 0,3 Prozent pro Jahr gesunken. Zu den Nettolöhnen hat die Statistik Austria keine entsprechenden Zahlen.

Es gilt das Senioritätsprinzip

Das Negativpendant zum eingangs erwähnten Beispiel ist die Frau unter 30, die als Hilfskraft in der burgenländischen Gastronomie in einem „atypischen“ Arbeitsverhältnis beschäftigt ist.

Generell verdienen Frauen mit 12,23 Euro pro Stunde weniger als Männer, die 15,09 Euro bekommen. Das liegt vor allem daran, dass Frauen öfter in Niedriglohnbranchen und in Teilzeit arbeiten und auch seltener Führungspositionen innehaben.

Außerdem bedeuten Kinder für Frauen finanzielle Einbußen. Mit durchschnittlich 29 Jahren bekommen Frauen ihr erstes Kind. Ab 30 flacht sich die Lohnkurve bei Frauen ab, bei Männern steigt sie weiter an. Das macht sich vor allem später bemerkbar: Frauen über 50 verdienen fast ein Viertel weniger als Männer in der selben Altersgruppe.

Nach wie vor gilt auch das Senioritätsprinzip. Wer zwischen zehn und 19 Jahren in der selben Firma arbeitet, verdient im Schnitt um 45 Prozent mehr als ein Neuzugänger. Auch das erklärt den „Gender Pay Gap“. Frauen sind durchschnittlich sieben Jahren im gleichen Unternehmen beschäftigt, Männer neun Jahre. Der Geschlechtsunterschied ist in Niedriglohnbranchen übrigens geringer als in Branchen, „wo es mehr Verhandlungsspielraum“ gibt, sagt Konrad Pesendorfer, Generaldirektor der Statistik Austria. In der Hotellerie und Gastronomie verdienen Frauen nur 5,2 Prozent weniger als Männer, in der Finanz- und Versicherungsbranche ist die Lücke mit 23,5 Prozent am größten.

Schlechtester Stundenlohn in Gastronomie

Die höchsten Verdienste verzeichnete die Statistik in der Energieversorgung mit 22,6 Euro Bruttostundenlohn. Am schlechtesten verdient man mit 8,67 Euro in der Beherbergung und Gastronomie (ohne Trinkgeld). Sehr wenig Aussicht auf ein gutes Verdienst hat auch, wer nur die Pflichtschule abgeschlossen hat (10,5 Euro), Akademiker bekommen im Schnitt 20,6 Euro pro Stunde. (bin)

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