Oberbank-Chef kritisiert Niedrigzinspolitik der EZB

PK OBERBANK AG: GD FRANZ GASSELSBERGER
PK OBERBANK AG: GD FRANZ GASSELSBERGERAPA/HANS KLAUS TECHT
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Auch bei den Eigenkapitalvorschriften "Basel IV" fahre der Zug sehr schnell, sagte Franz Gasselsberger. Sein Institut setze auf Expansion.

Keine Freude hat Oberbank-Generaldirektor Franz Gasselsberger mit der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Diese werde zunehmend zu einem Problem und bringe sowohl Sparer als auch Banken, Versicherungen und Pensionskassen in Bedrängnis. Notwendig sei ein besseres Zusammenspiel zwischen EZB und Politik, forderte Gasselsberger am Dienstag auf der Halbjahrespressekonferenz in Wien.

Um auch im Niedrigzinsumfeld bestehen zu können, setzt Gasselsberger auf weitere Expansion. Sowohl das Kreditwachstum, das Dienstleistungsgeschäft als auch die Primäreinlagen, aber auch die regionale Expansion sollen forciert werden. "Ich hoffe, als Bank mit guter Bonität Einlagen günstig kaufen zu können", meinte Gasselsberger. Die Zinsspanne habe in den letzten Monaten bereits um ein paar Basispunkte erhöht werden können. Fünf Filialen wurden heuer bereits eröffnet, zwei weitere sollen noch dazu kommen. Dann wären es 160 Filialen.

Für eine weitere "unterschätzte Gefahr" für die Banken hält Gasselsberger die geplanten verschärften Eigenkapitalvorschriften "Basel IV", die noch heuer den europäischen Gesetzgeber verlassen werden. "Das schadet Kreditnehmern und Banken. Der Zug fährt sehr schnell", so der Oberbank-Chef. Vorher sollte evaluiert werden, was Basel III mit sich bringt, so sein Appell an die Politiker. Die Oberbank selbst plant noch heuer ihre Eigenkapitalquote durch eine Kapitalerhöhung auf bis zu 15,5 Prozent zu erhöhen.

Kreditnachfrage gestiegen

Bei der Oberbank ist das operative Zinsergebnis im ersten Halbjahr 2015 trotz Niedrigzinsen um 2,5 Prozent auf 152,8 Mio. Euro gestiegen. Von Jänner bis Juni stieg das Volumen der Kundenkredite um 5,4 Prozent auf 13,4 Mrd. Euro. Starke Nachfrage gab es nach Wohnbaufinanzierungen. Das starke Kreditwachstum hänge auch damit zusammen, dass anderer Banken bei der Kreditvergabe zurückhaltend seien, so Gasselsberger.

Langfristig Einsparungen von bis zu einer Million jährlich bringen soll die Verlagerung von 200 Mitarbeitern in eine neu gegründete Dienstleistungsgesellschaft. Dort sollen die derzeit nach Banken-KV entlohnten Mitarbeiter Schritt für Schritt - etwa nach Pensionierungen - durch Mitarbeiter mit dem günstigeren Gewerbe-KV ersetzt werden. Druck auf die Mitarbeiter oder Änderungskündigungen gebe es nicht, meinte Gasselsberger.

Die reformierte Bankenabgabe werde die Oberbank einmalig 22 Mio. Euro und dann jährlich statt 14,5 nur mehr 2 bis 3 Mio. Euro kosten, so Gasselsberger.

(APA)

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