Zahlungsmoral: Privatkunden zahlen am schnellsten

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Wie rasch begleichen Private, Unternehmen oder die öffentliche Hand Schulden bei ihren Gläubigern? Eine Trendstudie des KSV1870 erbrachte erfreuliche Ergebnisse.

Wien. In Österreich herrscht durchwegs eine hohe Zahlungsmoral, und zwar nicht nur bei Privat-, sondern auch bei Firmenkunden und der öffentlichen Hand.
Und bei diesem Eindruck handelt es sich um kein Bauchgefühl von Johannes Nejedlik, dem Vorstand der KSV1870 Holding, und Johannes Eibl, dem Geschäftsführer des KSV Forderungsmanagement, sondern um ein Ergebnis, das die aktuelle Trendstudie des KSV zum Zahlungsverhalten in Österreich erbrachte. Details dazu wurden bei der gestrigen Pressekonferenz präsentiert. Rund 2000 Unternehmen gaben dazu Auskunft, allerdings zum weit überwiegenden Teil keine großen, sondern vorwiegend kleine und mittelgroße Betriebe. „Zwei Drittel der befragten Unternehmen haben weniger als zehn Millionen Euro Umsatz, drei Viertel weniger als 20 Mitarbeiter“, stellt Eibl vorweg klar.

Nicht gleich viel Geduld

Und ein Gutteil dieser KMU bekommt seine Aufträge vom öffentlichen Sektor und ist froh darüber. Denn 82 Prozent der österreichischen Gemeinden, 80 Prozent der Bundesbehörden und 79 Prozent der Länder zahlen ihre Schulden pünktlich. Damit überholt die öffentliche Hand sogar Unternehmen, von denen „nur“ 76 Prozent rechtzeitig die Forderungen begleichen. Allerdings ist das Ergebnis verzerrend, denn bei Bund, Ländern und Gemeinden sind die Gläubiger großzügiger. Sie gewähren ihnen jedenfalls längere Zahlungsfristen als Unternehmenskunden. Während Letztere binnen 24 Tagen für erbrachte Leistungen bezahlen sollen, werden den Selbstverwaltungskörpern gleich 32 Tage zugestanden.

Wien ist übrigens jene Gemeinde, die sich am längsten mit dem Zahlen Zeit lässt. 38 Tage braucht man in der Bundeshauptstadt, um eine Überweisung zu tätigen, die Vorarlberger Gemeinden sind da mit 28 Tagen im Schnitt weit flinker.

Auch nehmen die Unternehmen des westlichsten Bundeslandes den Grundsatz „Strenge Rechnung – gute Freunde“ ernster, als das im Osten der Fall ist. Im Burgenland brauchen Firmen 33 Tage, bis sie ihre Passiva ausgeglichen haben, in Vorarlberg benötigt man dafür nur 28 Tage.

Am meisten Verlass ist punkto Zahlungsmoral trotzdem immer noch auf Private. Gerade einmal 17 Tage müssen Gläubiger warten, bis sie deren Zahlungen vermerken können. Apropos vermerken: Ein schnelles Mahnwesen, so betonte Eibl, sei das Um und Auf, um den Kundenstock zur Pünktlichkeit zu erziehen. Selbst wenn auf die meisten Schuldner Verlass sei, müssen doch 82 Prozent der KMU regelmäßig schriftlich, telefonisch oder sogar persönlich nachhaken. „Das tun sie auch sehr schnell. In 31 Prozent der Fälle wird der säumige Kunde schon innerhalb von sieben bis zehn Tagen auf seinen Zahlungsverzug aufmerksam gemacht“, sagt Eibl. Das sei auch gut so, denn „die Chancen auf Bezahlung sinken mit jedem Tag der Fälligkeit rapide“. Abwarten bringt also nichts. Ein Viertel der nicht bezahlten Rechnungen müssen die Betriebe letztendlich Externen zur Eintreibung übergeben.

Und wie steht es dann mit den Verzugszinsen? Die einforderbaren Verzugszinsen sind gesetzlich geregelt, und Mahnkosten können zusätzlich als Schadenersatz eingefordert werden. Doch den Gläubigern geht es immer noch viel mehr um ihre Hauptforderung, belegen die Resultate der Studie. 64 Prozent der Befragten geben sich bei Privat- und Firmenkunden mit der Bezahlung der Kapitalforderung zufrieden, bei der öffentlichen Hand sind sie sogar noch nachsichtiger und verzichten in 72 von 100 Fällen auf die aufgelaufenen Nebenkosten. Ein Fehler, wie Eibl meint, Hartnäckigkeit würden sich die Schuldner nämlich merken.

Viele zahlen vorsätzlich nicht

Fragt sich noch, was die Gründe fürs zu späte Zahlen sind. 59 Prozent der Schuldner gaben an, momentane Liquiditätsengpässe seien der Grund. Gleich bei 48 Prozent gibt aber die ineffiziente interne Administration den Ausschlag für das Verstreichen der Zahlungsfristen. Und weitere 43 Prozent sind weder schlampig noch schlecht bei Kasse, nein, sie zahlen ganz bewusst nicht zur rechten Zeit. Insbesondere in den letztgenannten Fällen könnte und sollte man mit einem effizienten Mahnwesen eine deutliche Verbesserung bewirken, so Eibl.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2016)

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