Rewe-Chef: "Handel ist objektiv nicht so attraktives Gewerbe"

Rewe-Chef Frank Hensel
Rewe-Chef Frank Hensel Die Presse (Clemens Fabry)
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Man müsse alles tun, um den Handel "so attraktiv wie möglich zu machen", sagt Frank Hensel angesprochen auf den Arbeitskräftemangel.

Herr und Frau Österreicher lassen die Kassen der heimischen Lebensmittelhändler klingeln: "Der Gesamtmarkt wächst heuer um zwei Prozent", prognostizierte Rewe-Chef Frank Hensel am Donnerstag, es komme endlich wieder zu einem realen Plus. Dieses gebe es auch beim Personal, verglichen zum Vorjahreszeitraum zähle man bei Rewe Österreich 1050 Mitarbeiter mehr. "Der Handel funktioniert weiter als Jobmotor", so Hensel.

Angesprochen auf den beklagten Mangel an geeigneten Arbeitskräften im Lebensmitteleinzelhandel meinte Hensel: "Wir müssen alles Mögliche tun, um unser objektiv nicht so attraktives Gewerbe, so attraktiv wie möglich zu machen." Dies funktioniere beispielsweise mit Weiterbildungsmaßnahmen und Prämien. Es sei nicht das Problem, Akademiker zu bekommen sondern "die Basis wie Filialleiter."

Laut Hensel ist Rewe heuer besser als der übrige Markt unterwegs und wird hierzulande wohl ein Plus von vier Prozent einfahren. Besonders die Flaggschiffe Billa und Merkur treiben die Umsätze in die Höhe, auch bei den übrigen Marken gebe es ein Plus. Die Zielpunkt-Pleite hätte den Marktanteil von Rewe ebenfalls steigen lassen.

Lebensmittelhandel profitiert von Steuerreform

Von der Steuerreform profitiere der Lebensmitteleinzelhandel ebenso. "Ich finde es gut, dass wir überhaupt eine bekommen haben", resümierte Hensel. Man hätte die Steuerreform aber besser bewerben müssen. "Ich hoffe, dass es keine Einmalaktion für die nächsten zwanzig Jahre ist."

Beim Sortiment kämen "grüne Produkte" besonders gut an: der Bioanteil bei Obst und Gemüse liege durchschnittlich bei etwa 15 Prozent, bei Eiern sind es 35 Prozent. In Diskontern wird tendenziell weniger bio eingekauft, beim höherpreisigen Merkur greifen die Kunden vermehrt zu. Erfreulich ist laut Hensel die Entwicklung der mit dem unternehmenseigenen Gütesiegel "Pro Planet" ausgezeichneten Produkte: im Einführungsjahr 2010 brachten sie einen Umsatz von sieben Mio. Euro, zuletzt waren es 110 Mio. Euro. Noch heuer werde die tausendste Energiesparfiliale eröffnet. Gekündigt wurde das Plastiksackerl an der Kasse: dieses soll bis Mitte 2017 nachhaltig ausgedient haben.

Onlinehandel kostet Geld

Höhere Zuwächse gebe es bei den Online-Geschäften. Aber: "Ich glaube nicht, dass wir auf 50 Prozent Onlinehandel kommen", so Hensel. Der Anteil des Onlinehandels am Gesamtumsatz könnte in den nächsten Jahren auf bis zu fünf Prozent wachsen, jetzt koste er noch Geld. Wann damit schwarze Zahlen geschrieben werden, könne er nicht sagen. Es werde jedenfalls weiter in Digitalisierung investiert, sie sei die größte Revolution, „die je stattgefunden hat."

Dass Hensels eigener Posten bald Geschichte ist - sein Vertrag läuft bis Ende 2018 -, störe ihn nicht. "Eine frühe Weichenstellung, wie es mit dem Unternehmen weitergeht, finde ich gut", meinte Hensel. Mit der Neuaufstellung werde das gesamte internationale Geschäft, auch das von Penny International, von Österreich aus geführt und der Standort gestärkt.

(APA)

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