BMW rüstet – zum Teil – auf Elektroautos um

BMW-Fahrzeuge werden in Zukunft immer öfter mit Elektroantrieb fahren.
BMW-Fahrzeuge werden in Zukunft immer öfter mit Elektroantrieb fahren.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die 3er-Reihe, der Geländewagen X4 und der Mini sollen künftig auch mit Elektroantrieb produziert werden. Damit reagiert der Münchner Autokonzern vor allem auf US-Pionier Tesla, aber auch auf die Pläne der deutschen Konkurrenz.

Berlin/München. BMW-Chef Harald Krüger wird Ende September ausnahmsweise keinen Auftritt bei der Automesse in Paris haben – dieses Mal hat er Wichtigeres vor. Auf dem Programm steht eine Sitzung im eigenen Haus, in der sich Krüger vom Aufsichtsrat grünes Licht für einen radikalen Wechsel in der Elektroautostrategie holen will. Teile daraus sind am Montag bekannt geworden.
Wie das „Handelsblatt“ unter Berufung auf Konzernkreise berichtete, sollen einzelne BMW-Modelle in Zukunft auch mit reinem Elektroantrieb produziert werden. Dazu zählen dem Vernehmen nach die 3er-Reihe, der Geländewagen X4 und der Mini.

Krüger wollte den Bericht zunächst nicht kommentieren. Doch der Schritt wäre nicht unlogisch: Seine Vorreiterrolle in der Elektromobilität hat BMW schon lang eingebüßt. Seit dem Marktstart des i3 im Jahr 2013 wurde in München kein neues E-Auto mehr vorgestellt. Es gibt zwar mittlerweile in fast allen BMW-Klassen Fahrzeuge mit Hybridantrieb (deren Akku sowohl über den Verbrennungsmotor als auch an der Steckdose aufgeladen werden kann), aber im Segment der reinen Elektroautos ist der i3 nach wie vor das einzige Angebot der Bayern.

Deutsches Wettrüsten mit E-Autos

Vor allem in den USA kann BMW schon länger nicht mehr mit dem Elektropionier Tesla mithalten: Für dessen Modell 3, das Ende nächsten Jahres auf den Markt kommt, gibt es bereits rund 400.000 Vorbestellungen. Der BMW i3 gilt als vergleichsweise teuer und hat eine geringere Reichweite, obwohl sie erst vor Kurzem von 200 auf fast 300 Kilometer erhöht wurde. Die Verkaufszahlen liegen aber nach wie vor hinter den Erwartungen zurück, und deshalb hat Krüger die alte Strategie nun für gescheitert erklärt.

Der BMW-Chef reagiert damit auch auf die Pläne der deutschen Konkurrenz. Erst am Wochenende hat Volkswagen-Chef Matthias Müller in der „Bild“-Zeitung angekündigt, dass VW (samt Audi) bis 2020 rund 30 verschiedene Elektromodelle anbieten will. Fünf Jahre später sollen dann 20 bis 25 Prozent des Gesamtabsatzes mit E-Autos erzielt werden. Und auch Daimler (Mercedes) hat sich zum Ziel gesetzt, ab 2020 jedes Jahr eine sechsstellige Zahl an Elektrofahrzeugen zu verkaufen.

Bei BMW – und vermutlich nicht nur dort – stellt sich die Frage, wie man im verlustanfälligen Elektrosegment expandieren und gleichzeitig die Spitzenrendite halten kann. Für die Elektrifizierung der Modellreihen müssten wohl alle Werke aufgerüstet werden. Branchenkenner schätzen, dass das einen dreistelligen Millionenbetrag kostet – pro Werk. Einspielen will Krüger das Geld angeblich über neue, hoch profitable Luxusmodelle, unter anderem ein Fahrzeug, das über dem 7er-BMW einzustufen ist.

Zur neuen Konzernstrategie gehört offenbar auch ein Umbau im Unternehmen bzw. im Vorstand. Laut „Handelsblatt“ werden die Vertriebsressorts von BMW und Mini fusioniert. Außerdem soll Nicolas Peter, bisher für den Vertrieb in Europa zuständig, als neuer Finanzchef in den Vorstand einziehen und Friedrich Eichiner ersetzen, der aus Altersgründen ausgeschieden ist.

Baut Apple selbstfahrende Autos?

Als weiterer Konkurrent könnte inzwischen Apple auf den Markt drängen. Wie die „New York Times“ berichtete, hat der Konzern aus Kalifornien begonnen, selbstfahrende Autos zu testen. Roboterwagen sollen derzeit auf Strecken in abgeschirmter Umgebung unterwegs sein. Im Gegensatz zu Google und Uber hat Apple die Existenz eines Autoprojekts bisher allerdings nicht bestätigt. Apple-Autos würden jedenfalls nicht nur BMW schaden. Sondern auch Tesla.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.09.2016)

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