Volksbanken AG droht die Zerschlagung

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Das Spitzeninstitut der österreichischen Volksbanken prüft einen Notverkauf der Investkredit. Im ersten Halbjahr 2009 erwirtschaftete die Bank einen Verlust vor Steuern in Höhe von 139 Mio. Euro.

Wien (höll/apa).Um einer Verstaatlichung zu entgehen, erwägt die angeschlagene Österreichische Volksbanken AG (ÖVAG) den Verkauf der Investkredit. Der neue ÖVAG-Chef, Gerald Wenzel, kündigte am Dienstagabend an, alle Weichenstellungen für die Investkredit zu prüfen. „Ein Verkauf oder Teilverkauf ist eine Option“, sagte Wenzel ausgerechnet bei der Abschiedsparty für den im Sommer ausgeschiedenen Investkredit-ChefWilfried Stadler. Die Investkredit ist im ÖVAG-Konzern für das Geschäft mit großen Firmenkunden zuständig und gilt als eines der wichtigsten Assets in der Volksbanken-Gruppe.

Bank rutscht tief in die Verlustzone

Die Verkaufsüberlegungen werfen ein neues Licht auf die finanziellen Verhältnisse der ÖVAG. Die Finanzkrise hat das Spitzeninstitut der Volksbanken schwer getroffen. Im ersten Halbjahr 2009 erwirtschaftete die Bank einen Verlust vor Steuern in Höhe von 139 Mio. Euro. Hauptgrund waren Risikovorsorgen für faule Kredite.

Bereits im Vorjahr hatte die ÖVAG ein negatives Vorsteuerergebnis von 402 Mio. Euro bekannt gegeben. Dies war mit größeren Wertberichtigungen wegen der Beinahepleite ihrer Tochter Kommunalkredit begründet worden. Die Kommunalkredit hatte mit riskanten Wertpapieren spekuliert und wurde vom Staat vor der Pleite gerettet.

Auch bei der ÖVAG ist der Staat eingesprungen. Im Frühjahr erhielt sie im Rahmen des Bankenhilfspakets eine Mrd. Euro. Doch den Volksbanken geht es so schlecht, dass sie vorerst nicht einmal die Zinsen für die Staatshilfe zahlen können. In allen Verträgen mit dem Banken gibt es einen Passus, wonach der Staat in Verlustjahren kein Geld bekommt.

Laut der Ratingagentur Moody's wird die ÖVAG nicht nur heuer, sondern auch im nächsten Jahr einen Verlust erwirtschaften. Moody's schließt nicht aus, dass die Bank eine weitere Finanzspritze benötigt.

Dem Vernehmen nach üben das Finanzministerium und die Banken-ÖIAG-Tochter Fimbag, die für die Vergabe der staatlichen Milliarden zuständig ist, Druck auf die Volksbanken aus. Gelingt es der ÖVAG in den nächsten drei Jahren nicht, die erste Tranche der Staatshilfe von 300 Mio. Euro zurückzuzahlen, hat der Bund das Recht, die Bank zu verstaatlichen.

Dies will ÖVAG-Chef Wenzel verhindern. Daher schreckt er nun auch nicht vor einem Verkauf der Investkredit zurück. Ende 2005 hatte Wenzels Vorgänger, Franz Pinkl, den anderen österreichischen Banken für rund 800 Mio. Euro die Investkredit und deren Tochter Kommunalkredit abgekauft. Schon damals meinten Konkurrenten, dass der Preis überhöht sei. Pinkl dagegen hatte von einer „Jahrhundertchance“ gesprochen. Die Investkredit war einst mit einer Bilanzsumme von 22 Mrd. Euro die sechstgrößte Bank Österreichs.

Abschreibungen wegen Kommunalkredit

Mit der Übernahme haben für die ÖVAG die Probleme erst begonnen. Wegen des Debakels um die Kommunalkredit mussten die Volksbanken im Vorjahr einen dreistelligen Millionenbetrag abschreiben. Auch die Investkredit ist in die roten Zahlen gerutscht. Laut Wenzel ist eine Entscheidung über die Zukunft der Tochter „nicht mehr heuer, aber nächstes Jahr“ zu erwarten. Nicht ausgeschlossen sei auch eine Fusion mit der ÖVAG-Gruppe.

Um die vom Staat erhaltene Milliarde zurückzuzahlen, erwägt der Bankchef noch weitere Maßnahmen. Wenzel will fünf weitere ÖVAG-Töchter (unter anderem die Ärztebank, die Immobank und die VB Factoring Bank) an die 59 Bundesländer-Volksbanken verkaufen. Damit würde sich die ÖVAG künftig nur noch um Osteuropa und sektorinterne Aufgaben kümmern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.09.2009)

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