Tourismus sucht Geld in der Menge

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Symbolbild.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Eine neue Plattform soll Unternehmen und Anleger zusammenführen.

Wien. Man hat sich starke Werbeträger ins Boot geholt. Keine Geringeren als Rainer Schönfelder und Hermann Maier, beide ehemalige Skistars, werden als Erste die neue Plattform zum Crowdfunding auf dem einheimischen Tourismussektor nützen. In etwa eineinhalb Monaten wird ihr Hotelprojekt auf der neuen Plattform www.we4tourism.at präsentiert, sagte Schönfelder gestern vor Journalisten in Wien. Ab dann kann sich jeder, der Geld übrig hat und dort einsteigen will, die Detailinformationen auf der Site ansehen und sich anmelden.

„Viele Ideen im Keim erstickt“

Dass sich Wirtschaftskammer, die Österreichische Hotel- und Tourismusbank (ÖHT) und die Hoteliervereinigung zur Gründung der besagten Plattform, die gestern präsentiert wurde, entschlossen haben, liegt eigentlich in einem negativen Umstand begründet. Und zwar darin, dass klassische Finanzierungen für diverse Tourismusprojekte fehlen bzw. im Fall von Bankkrediten immer schwerer zu erhalten sind. „Statt Bankdirektoren entscheiden heute Risikomanager über neue Projekte“, verhehlt die Bundesobfrau der Sparte Tourismus in der Wirtschaftskammer, Petra Nocker-Schwarzenbacher, ihren Unmut nicht: Man werde nur nach Zahlen in der Bilanz beurteilt. „Ideen und Persönlichkeiten haben keine Chance mehr, weil sie im Keim erstickt werden.“

Steigende Welle

Gewiss, auch die Tourismusvertreter haben nicht die Illusion, dass ihnen die Privatgeldgeber schon bald die Tür einrennen werden. Und auch vonseiten der Tourismusunternehmen sei es eigenen Erhebungen zufolge so, dass derzeit nur rund fünf Prozent eine Crowdfinanzierung in Betracht zögen, so Wolfgang Kleemann, Geschäftsführer der ÖHT, zur „Presse“. Aber man springe in einem guten Moment auf eine Welle auf, die größer werde, sind sich die Initiatoren einig und sicher.

Die Argumente: 2015 sind in Österreich gerade einmal 8,1 Millionen Euro in dieser Form in die Wirtschaft investiert worden. Im ersten Halbjahr 2016 waren es laut WKÖ schon 13,5 Millionen. Dazu komme, dass das im Vorjahr verabschiedete Alternativfinanzierungsgesetz das Interesse an solchen Finanzierungen ankurbele.
Im Fall der neuen Tourismusplattform zum Crowdfunding wird auch insofern ein neuer Weg eingeschlagen, als die ÖHT die eingereichten Projekte vorab prüft, Förderzusagen abgibt und laut Kleemann etwa 60 Prozent des Finanzierungsbedarfs mit Krediten abdeckt. Das erhöhe die Attraktivität der Projekte.

Vorteile für Kleinanleger

Der Rest werde über Eigenkapital oder eben Crowdfunding aufgebracht. Diese Kleinanleger stellen schätzungsweise einen Anteil von fünf bis 15 Prozent an der Finanzierung. Sie sind also nur als Ergänzung zur Bankfinanzierung zu sehen – nicht als deren Ersatz.

Und was hat der Kleinanleger von einem Einstieg? Erstens eine Grundverzinsung, die höher sei als Sparbuchzinsen, so Kleemann: Dazu Preisnachlässe oder andere Anreize beim Urlaub im kofinanzierten Objekt. Schließlich noch Benefits in der entsprechenden Region. Die Laufzeit der Finanzierungen liege übrigens bei vier bis sechs Jahren. (est)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.09.2016)

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