Telekom-Umbau wird zur Zerreißprobe

Alejandro Plater
Alejandro Plater(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der Betriebsrat läuft gegen den geplanten Konzernumbau Sturm und verlangt einen Sonderaufsichtsrat.

Wien. „Veränderung ist immer schmerzhaft“, sagte Alejandro Plater im Juli. Wie sehr sein Vorhaben, die Struktur der Telekom Austria im Zuge der strategischen Neuausrichtung umzukrempeln, auf Widerstand stößt, erfährt der Telekom-Boss jetzt. Der Betriebsrat und die – seit jeher gegen den Einstieg der mexikanischen America Movil bei der Telekom wetternde Gewerkschaft – laufen gegen die Pläne Sturm. Insbesondere ist ihnen die geplante Umwandlung der Telekom-Töchter von Aktiengesellschaften in GmbHs ein Dorn im Auge. Das würde den Mexikanern mehr Durchgriffsrecht geben und den Einfluss des Betriebsrats schwächen.

„Ich habe heute von meinem Recht Gebrauch gemacht, einen Sonderaufsichtsrat zu verlangen“, sagte Telekom-Zentralbetriebsratschef Walter Hotz am Freitag zur „Presse“. Hotz sitzt sowohl im Konzernaufsichtsrat als auch im Kontrollgremium der Österreich-Tochter A1 und will nicht bis zur regulären Sitzung am 10. und 11. November warten. „Der Strukturwandel wurde hinter unserem Rücken initiiert, ich verlange raschestmöglich Aufklärung“, erklärt Hotz und fordert den Rücktritt des Telekom-Aufsichtsratspräsidenten, Wolfgang Ruttenstorfer, und der Öbib-Chefin, Martha Oberndorfer. Auch Finanzminister Hans Jörg Schelling soll mit Ruttenstorfer nicht zufrieden sein und ihm den Rücktritt nahegelegt haben.

Vorsorglich hat die Gewerkschaft der Post- und Fernmeldebediensteten einen Streikbeschluss gefasst.

Der Vizechef der Infrastrukturgewerkschaft Vida, Roman Hebenstreit, legt noch nach und schießt sich auf das Finanzministerium und die Staatsholding Öbib ein: „Hätte das jahrelang von der ÖVP geführte Finanzministerium nicht durch maßlose Dividendenpolitik die Telekom ausgeräumt, hätte es den Einstieg von America Movil gar nicht gebraucht.“ Hebenstreit fordert deshalb erneut die Auflösung der „steuergeldverschlingenden bürokratischen“ Öbib.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.09.2016)

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