„Kärnten ist das beste Warnbeispiel“

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Der Städtetourismus boomt. Doch auch einige ländliche Urlaubsziele in Österreich können laut der aktuellen Destinationsstudie aufschließen. Das verdanken sie laut den Autoren ihrem klaren Markenauftritt.

Wien. Dass die aktuelle Destinationsstudie wie so viele Jahre zuvor die Städte Wien, Salzburg und Innsbruck auf dem Siegertreppchen listet, überrascht Markus Gratzer kaum. „Der urbane Tourismus wird weiter wachsen“, sieht der Generalsekretär der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) kein Ende des Trends. Ländliche Regionen hätten dennoch die Chance, zu den Städten aufzuschließen – und tun das auch gerade.

Die ÖHV analysiert gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Manova das touristische Potenzial Österreichs, unterteilt in knapp 100 Ferienregionen. Ihr Abschneiden hängt von der Internationalität, Saisonalität, dem Marktanteil in der eigenen Region und den Nächtigungszahlen und Bettenauslastungen der Urlaubsziele ab.

Zwar würde die Studie auf den Beherbergungszahlen der Statistik Austria fußen und somit keinen direkten Rückschluss auf Umsätze, Preise und Marketing der dortigen Hoteliers zulassen, betont Gratzer. Nachsatz: „Wenn man vergleicht, sind die in der Studie erfolgreichen Destinationen aber die, die stark in Marketing und Außenauftritt sind.“

(c) Die Presse

Es scheint, als tue sich Österreich seit einiger Zeit nicht die Schere Stadt/Land, sondern Land/Land auf. Einerseits gibt es ländliche Urlaubsziele wie Seefeld, das Tiroler Ötztal oder die Vorarlberger Region um den Bodensee, die zu den meistbesuchten Städten aufschließen. Andererseits teilen sich fünf Kärntner Landstriche die hintersten Plätze im Ranking. Gratzer führt die Entwicklung auf einen entscheidenden Faktor zurück: Hat die Destination ein klares Profil, gewinnt sie. „Kärnten leidet unter seiner Saisonabhängigkeit. Es ist im Winter nicht präsent und hat auch im Sommer an Betten und Nächtigungen verloren.“

Manova-Geschäftsführer Klaus Grabler bringt es härter auf den Punkt: „Für mich ist Kärnten das beste Warnbeispiel für Destinationen, die sich in Erfolgszeiten ausruhen.“ In den Achtzigern hatten dort manche Hoteliers nur zweieinhalb Monate im Jahr offen. Das Bundesland kämpfe mit einem jahrelangen Investitionsstau im Tourismus.

Gratzer will die Ergebnisse der Studie nicht als erhobenen Zeigefinger für die weniger erfolgreichen seiner mehr als 1300 Mitgliederbetriebe verstehen. Der österreichweite Vergleich soll nur bei der Standortbestimmung helfen. Und wohl auch zu Verbesserungen motivieren – die fallen ihm sofort ein: Schärfung des Markenauftritts, Ausweitung der Saison, Erschließung neuer Gästeschichten. (ag./loan)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.09.2016)

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