Die AUA profitiert vom Air-Berlin-Umbau

(c) Clemens Fabry
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Weitere fünf Flugzeuge aus dem Air-Berlin-Deal der Lufthansa werden im AUA-Design in Wien stationiert. Deren genaue Nutzung sei noch offen.

Wien. „Vor zwei bis drei Jahren wusste die AUA nicht, ob es sie künftig noch geben wird. Sie stand kurz vor dem Bankrott“, so AUA-Chef Kay Kratky am Donnerstag. „Jetzt ist aber die Zeit gekommen, wieder nach vorn zu sehen.“ Und deshalb habe die Mutter Lufthansa grünes Licht für neue Investitionen gegeben. Konkret sollen noch heuer zwei Mittelstreckenflugzeuge (A320) der Lufthansa zur AUA wandern. Diese werden im Verkehr zwischen Österreich und Deutschland eingesetzt werden. Die Strecke von Wien nach München wird somit künftig nur mehr von der AUA bedient werden. Zudem soll die AUA ab 2018 auch ein weiteres Langstreckenflugzeug (Boeing 777) erhalten.
„Dadurch entstehen 230 neue Jobs in Wien“, so Kratky. Die Zahl der Mitarbeiter wird so von 6250 auf knapp 6500 steigen. Hinzu werden noch etwa 300 Mitarbeiter von Air Berlin kommen, die künftig für die AUA arbeiten. Denn wie „Die Presse“ in einem Teil der Donnerstagsausgabe berichtet hat, hat der Lufthansa-Aufsichtsrat am Mittwochabend beschlossen, 40 Flugzeuge vom wirtschaftlich schwer angeschlagenen Konkurrenten im Rahmen eines sogenannten Wet-Lease zu übernehmen. Dabei wird nicht nur das Flugzeug, sondern auch die zugehörige Besatzung auf fünf Jahre von Air Berlin an Lufthansa übergeben. 35 Flugzeuge davon sollen bei deren Billigtochter Eurowings zum Einsatz kommen, fünf bei der AUA. In Summe wird die Flotte der AUA somit von 78 auf 86 Flugzeuge ansteigen.

Verhandlung über Ticketsteuer

Wie hoch die Kosten des Wet-Lease sein werden, könne noch nicht gesagt werden, so Kratky, da es bislang nur eine Absichtserklärung gebe und die genauen Verhandlungen erst starten würden. Zwischen AUA und Air Berlin würde dieser schlussendlich jedoch stundenweise abgerechnet werden. Die Investitionskosten für die drei anderen Maschinen liegen bei rund 100 Mio. Euro. Es handelt sich dabei nämlich um gebrauchte Flugzeuge, wären sie fabriksneu, müsste die AUA 350 Mio. Euro auf den Tisch legen, so Kratky.
Grund für die Freigabe der Investitionen durch die Lufthansa ist laut Kratky die „Neuverhandlung des Kollektivvertrags und Signale aus der Politik“, die gezeigt hätten, „dass hierzulande eine Investitionsfreundlichkeit herrscht“. Der neue KV habe dazu geführt, dass „die AUA im Konzern inzwischen die Benchmark ist. Das wird bei künftigen Entscheidungen sicherlich eine gewichtige Rolle spielen“. Mindestens ebenso wichtig sei aber auch ein positives politisches Umfeld. Hierbei ist es vor allem die Ticketsteuer, die der Lufthansa schon seit Langem ein Dorn im Auge ist. Gerüchte, wonach Finanzminister Hans Jörg Schelling zugesagt habe, die Steuer zu reduzieren, wenn es Investitionen gibt, verneint Kratky. „Es gibt keine konkreten Zusagen. Es gibt allerdings einen guten Dialog mit der Politik.“

Air Berlin will schwarz werden

Dies könnte auch für die Investitionen relevant sein, die in den kommenden Jahren anstehen. So muss die Langstreckenflotte von derzeit elf Flugzeugen ab dem Beginn des kommenden Jahrzehnts erneuert werden. Dabei gehe es um ein Volumen von mehr als einer Mrd. Euro. Die AUA wolle natürlich, dass die Zahl der Flugzeuge gehalten oder sogar ausgebaut werden kann. Entschieden sei jedoch noch nichts. Anders ist das indes bei zwei Änderungen, die für die Passagiere Relevanz haben. So wird es ab Mitte 2017 Internet an Bord der AUA-Mittelstrecke geben. Auf der Langstrecke wird wiederum die Premium Economy eingeführt, die bei Beinfreiheit und Preisen zwischen Economy und Business rangieren wird.
Keinen Kommentar will man bei der AUA hinsichtlich des möglichen Verkaufs der heimischen Air-Berlin-Tochter Niki an Tuifly abgeben. Wie berichtet, erklärte Air Berlin am Mittwochabend auch, dass 1200 Mitarbeiter abgebaut werden sollen und für Niki sowie jene Flugzeuge, die bereits von Tuifly für Air Berlin betrieben werden, „strategische Optionen“ geprüft werden. Insidern zufolge dürfte daraus ein Gemeinschaftsunternehmen mit Tuifly werden. Das Unternehmen, das in den vergangenen drei Jahren Verluste von 1,2 Mrd. Euro angehäuft hat, will so den Turn-Around schaffen. „Wir erwarten, 2018 operativ in die schwarzen Zahlen zu kommen“, erklärte Firmenchef Stefan Pichler am Donnerstag. (jaz)

(APA)

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