Auswege aus der Lehrlingskrise

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Themenbild(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Agenda Austria fordert eine Aufwertung der Lehre.

Wien. Um die Lehrlingsausbildung in Österreich gibt es derzeit grobe Meinungsverschiedenheiten. Grund ist die geplante Reform der Gewerbeordnung: Die Wirtschaftskammer fürchtet, dass die Lehrlingszahlen einbrechen, sollte der Gewerbezugang liberalisiert werden. Als Negativbeispiel nennt sie die Reform der deutschen Handwerksordnung im Jahr 2004, die etliche Ausbildungsplätze gekostet habe.

Der liberale Thinktank Agenda Austria sieht das anders: Nicht die Reform habe dazu geführt, dass es heute deutlich weniger Lehrlinge gebe als früher. Sie sieht die Gründe für das Sinken in Deutschland und Österreich in der Demografie (weniger Jugendliche), dem schlechten Image der Lehre und dem konjunkturbedingten Rückgang der Lehrbetriebe.

Höhere Löhne gefordert

Vor diesem Hintergrund fordert die Agenda Austria nun eine Aufwertung der dualen Ausbildung in Österreich: Wer eine Lehre abgeschlossen hat, soll nach einem Jahr Berufserfahrung berechtigt sein, sich selbstständig zu machen. Bisher ist die Voraussetzung dafür eine Meisterprüfung. Gelten soll das für alle Gewerbe, die weder streng reguliert (derzeit 80) noch völlig frei zugänglich sind (rund 440). Wer eine Lehre absolviert habe, habe ohnehin schon Berufserfahrung gesammelt, so die Agenda Austria.

Weiters plädiert der Thinktank für höhere Kollektivvertragslöhne in Branchen, in denen es viele offene Lehrstellen gibt, wie etwa der Gastronomie. Helfen würden auch ein standardisierter Schulabschluss sowie gezieltere Information in Schulen über die Vielzahl der Lehrberufe – derzeit drängten die meisten Jugendlichen in drei bis vier populäre Lehrberufe. (bin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.09.2016)

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