Biolandwirtschaft deutlich weniger ertragreich als gedacht

(c) Clemens Fabry
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Biogetreide weist laut einer Studie nur zwei Drittel der Ertragskraft von normalen Getreide auf. Mehr Flächen Bioanbau bedeuten mehr Ausgaben für Lebensmittelimporte.

Produkte aus dem Bioanbau sind zumeist nicht nur teurer, die Erträge aus der Biolandwirtschaft in Österreich sollen im Vergleich zur konventionellen auch deutlich geringer ausfallen als bisher angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie. Dass die Bio-Ernten rund 80 Prozent einer normalen erreichen, war viel zu optimistisch, so der Leiter der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft, Thomas Resl, der selbst auch Biobauer ist, kürzlich bei einem Fachvortrag laut einem "Kurier"-Bericht.

Demnach belief sich der Ertrag bei Bio-Getreide verglichen zum normalen Anbau auf 65 Prozent, bei Bio-Erdäpfeln auf 51 Prozent und bei Bio-Zuckerrüben 73 Prozent. Nur die Sojabohne kommt im Bio-Bereich mit 91 Prozent an den normalen Bereich heran. Resl bezog sich mit diesen Ergebnissen auf eine aktuelle Studie. Er startete eine umfangreiche Untersuchung, um aktuelle und vergleichbare Daten zu erheben, an denen es bisher fehlte. Über diese referierte er bei einer Fachtagung der Organisation foodsecurity zum Thema Ernährungssicherheit in der Vorwoche in der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES).

Importabhängigkeit steigt

Die Schere geht laut der Untersuchung auch noch weiter auf - da die Zuwächse im konventionellen Anbau höher ausfallen als beim biologischen. Außerdem sinke durch den steigenden Bio-Anbau der Selbstversorgungsgrad mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen in Österreich. "Mehr Bioflächen bedeuten automatisch höhere Ausgaben für Lebensmittelimporte", wird Resl im Bericht zitiert.

Alois Leidwein, Bereichsleiter für Forschung bei der AGES, kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. Bei einer flächendeckenden Umstellung auf Biolandwirtschaft "ist schon vor 2030 mit einer massiv steigenden Importabhängigkeit in der Lebensmittelversorgung auszugehen", so ein von ihm errechnetes Szenario. Um bei einer völligen Umstellung auf Bio dieselben Mengen an Lebensmitteln herstellen zu können, würden zusätzlich mehr als eine Million Hektar Anbaufläche benötigt. Wenn die heimische Landwirtschaft hingegen alle ertragssteigernden Methoden, also auch Gentechnik, anwenden würde, sinke der Flächenverbrauch bei gleichbleibender Nahrungsmittelproduktion um 300.000 Hektar.

(APA)

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