Carsharing: Darf's auch ein bisschen Luxus sein?

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Neue Autos zum Teilen: Der Daimler Konzern bringt nun auch die Mercedes A-, GLA- und CLA-Klasse nach Wien.

Man war zuletzt doch irgendwie der Unkonventionelle, wenn man sich in Wien an der nächsten Straßenecke einen Smart, also einen dieser kleinen, weiß-blauen Cityflitzer aus der Car2go-Flotte per Smartphone-App organisiert hat. Und man mochte diese Rolle. Sie hatte so etwas wie alternativen Schick. Nun könnten neue Zeiten anbrechen: Car2go, der „weltweit führende free-floating Carsharing-Anbieter“ (stolze Eigendefinition) bringt nämlich im ersten Quartal 2017 auch Mercedes-Benz-Modelle auf die Straße. Ein bisschen Luxus zum Teilen, sozusagen.

Klar: Der vernünftige Ansatz, dass nicht für jede Fahrt der Besitz eines eigenes Automobils nötig ist, bleibt erhalten. Diese Grundidee wird durch das Aufstocken der Wiener Flotte auf insgesamt 700 Fahrzeuge (auch etliche Smart-Modelle werden erneuert) sogar noch ausgebaut. Ebenso bestehen bleibt ein auf den ersten Blick paradox anmutender Umstand: Ausgerechnet eine der wichtigsten Autoverkäuferinnen der Welt, die Daimler AG (Car2go ist eine 100-Prozent-Daimler-Tochter), bringt das Argument, Carsharing sei gut, weil es die Anzahl der Fahrzeuge senke (vor allem in den Ballungsräumen). Wie gesagt: Dies ist nur auf den ersten Blick paradox. Car2go-Österreich-Geschäftsführer Alexander Hovorka erklärte diesen Punkt am Dienstag vor Journalisten so: Wenn die Leute einmal nicht mehr so viele Autos kaufen, dann brauche die Mobilität eine neue Säule. Und diese solle dann „in den Händen von Daimler liegen“.

Also was wird das spürbar Neue werden? Nun ja: So ein Sharing-Mercedes könnte die bisher an ziemlich kleine Autos gewöhnten Nutzer (an deutschen Standorten wurde schon in diesem Sommer begonnen, Mercedes-Benz-Modelle einzuführen) doch gezielt in Versuchung führen. Klimaautomatik, Sitzheizung, Tempomat, Einparkassistent, Navigationssystem, Bluetooth-Freisprechanlage, Fahrerassistenzsysteme und so weiter werden versprochen. Insgesamt sollen 350 fünfsitzige Mercedes-Modelle der A-Klasse und der GLA- und CLA-Kompaktklasse zur Verfügung stehen. Ab Februar wird aufgerüstet.

Der Markt dafür sei da, meint das Unternehmen. Seit dem Start im Dezember 2011 verzeichnet man gut 113.000 Kunden in der Bundeshauptstadt. Weltweit gibt es laut Daimler zwei Millionen Kunden an 30 Standorten, alles in allem stehen 14.000 Fahrzeuge zur Verfügung. Mehr als 515 Millionen Kilometer wurden bisher insgesamt mit Car2go-Vehikeln gefahren (in Wien wird diese Art der Fortbewegung von der grünen Verkehrsstadträtin, Maria Vassilakou, gelobt).

Die neue Entwicklung wurde offenbar durch den Mitbewerber beschleunigt: DriveNow (dahinter stehen BMW und Sixt) hat bereits größere Autos auf die Straße gebracht.

Was wird es kosten, einmal für ein paar Stunden die Marke mit dem Stern zu fahren? Die Preis soll sich, so verspricht Hovorka, gar nicht weit vom derzeitigen Tarif für den Smart-Zweisitzer entfernen – und der beträgt aktuell 31 Cent pro Minute.

E-Mails an:manfred.seeh@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2016)

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