Eigentum: Wohnen wird immer teurer

(c) Clemens Fabry
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Die Nachfrage nach stabilen Investments treibt die Kaufpreise bei Immobilieneigentum in ganz Österreich nach oben.

Wien. „Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr“, heißt es in einem berühmten Gedicht von Rainer Maria Rilke. Bei seiner Veröffentlichung im Jahr 1902 konnte der Dichter nicht ahnen, wie sehr es die Österreicher 2016 allen Preisanstiegen zum Trotz zu Immobilieninvestitionen zieht.

„In Zeiten schwächerer wirtschaftlicher Entwicklung und niedriger Zinsen gilt die Immobilie vielen als sicherer Hafen“, wiederholte der Österreich-Chef von Immobilienscout24, Christian Nowak, am Dienstag bei der Veröffentlichung seines Immobilienpreisindex eine oft getätigte Beobachtung. Seine Suchplattform verglich für ihren diesjährigen Index 250.000 Datensätze und kam zu dem Schluss: Die Nachfrage nach Eigentum legte 2016 um sieben Prozent zu, die Kaufpreise hielten beinahe mit.

Nach einer kurzen Verschnaufpause stiegen sie im ersten Halbjahr quer über alle Bundesländer und Wohnimmobilienarten: bei neuen Wohnungen im Schnitt um 4,4 Prozent, bei gebrauchten Wohnungen um fünf Prozent und bei neuen Häusern um 4,7 Prozent. Die in Österreich heute inserierte Durchschnittswohnung hat 80 Quadratmeter und kostet rund 346.000 Euro. Das durchschnittlich inserierte Haus liegt mit 122 Quadratmetern Fläche vergleichsweise günstig bei rund 348.000 Euro.

Preise im Süden erholen sich

Betrachtet man die Ergebnisse genauer, fallen schnell starke Unterschiede in der Preisentwicklung der einzelnen Bundesländer auf. Während neue Eigentumswohnungen im bereits hochpreisigen Salzburg nochmals um 5,2 Prozent teurer wurden und in Vorarlberg auch um fünf Prozent zulegten, tat sich in Kärnten (0,1 Prozent) und der Steiermark (0,8 Prozent) beinahe nichts.

Dafür scheinen in den zwei südlichen Bundesländern die Jahre des Preisverfalls auf dem Häusermarkt beendet. Neue Eigentumshäuser kosteten im ersten Halbjahr in Kärnten um 6,7 Prozent mehr als 2015, in der Steiermark sogar um 8,3 Prozent. Ein neues Haus in Kärnten mit 125 Quadratmetern wird durchschnittlich für 273.000 Euro angeboten und ist damit nach wie vor weit entfernt von Immobilien in den Speckgürteln rund um Wien, Graz und in Niederösterreich, wo die Preise laut dem Immobilienpreisindex ebenfalls weiter gestiegen sind. Dennoch vollführten die Immobilienmärkte dieser beiden Bundesländer bei neuen Wohnungen prozentuell gesehen einen so gewaltigen Preisanstieg wie fast nirgendwo sonst in Österreich. Nur Vorarlberg erlebte nach Jahren langsamen Wachstums einen kräftigeren Schub: Neue Häuser wurden dort um 9,3 Prozent teurer, neue Wohnungen um fünf Prozent.

Der durchschnittliche Österreicher benötigt für seine „kalten“ Wohnkosten – sprich ohne Betriebs- oder Nebenkosten – übrigens 34 Prozent seines Nettoeinkommens. Das zeigt der aktuelle Erschwinglichkeitsindex der Suchplattform, der die regionalen Haushaltsbudgets mit den Wohnkosten vergleicht. 2015 lagen die Ausgaben für Wohnen noch bei 29 Prozent der Einkommen. Wobei auch da wieder große Differenzen zwischen Ost und West bestehen: Ein Burgenländer zahlt heuer durchschnittlich 19 Prozent seines Einkommens, ein Tiroler 43 Prozent. (loan)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2016)

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