Cyberbetrug kostet Gewinn

FLUGZEUG-ZULIEFERER FACC SOLL NOCH HEUER AN DIE B�RSE
FLUGZEUG-ZULIEFERER FACC SOLL NOCH HEUER AN DIE B�RSE(c) APA/FACC AG
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Der Flugzeugzulieferer FACC steigert dank guter Nachfrage den Umsatz. Aufgrund eines Betrugs im Vorjahr gibt es aber rote Zahlen.

Wien. Das – hoffentlich glimpfliche – Ende der Cyberattacke, die beim Flugzeugzulieferer FACC rund 52 Mio. Euro Schaden verursachte und Langzeitchef Walter Stephan den Job kostete, wird sein Nachfolger erleben. Der soll nämlich – nach einer ungewöhnlich langen Schrecksekunde von mehreren Monaten – doch heuer gefunden sein, kündigte Interimschef Robert Machtlinger am Donnerstag an.

Der neue Finanzvorstand Ales Starek ist jedenfalls seit Anfang Oktober an Bord und präsentierte durchaus durchwachsene Zahlen für das erste Halbjahr des Geschäftsjahres 2016/17. Die weltweit starke Nachfrage nach Flugzeugen – vor allem nach Airbus A320 und A350 sowie den Regionaljets von Bombardier und Embraer – brachte ein Umsatzplus von 22,1 Prozent auf 329,8 Mio. Euro. Aufgrund der guten Auftragslage sowohl bei Flugzeugteilen als auch bei Service und Überprüfung bekräftigte Machtlinger die Prognose, bis 2020 die Umsatzmilliarde zu erreichen. „Wir können bis zu einer Viertelmilliarde jährlich wachsen“, sagte Machtlinger und verwies auf die Alleinstellung als Lieferant vieler Komponenten.

Aufholbedarf gibt es indes beim Ertrag: Die Aufarbeitung des Fake President Incident (Geschäftsführer-Trickbetrug, bei dem in Mails im Namen des Firmenchefs verlangt wurde, Geld für ein angebliches Geschäft zu überweisen) kostete 1,4 Mio. Euro. Das drückte das Betriebsergebnis von sechs auf 4,6 Mio. Euro. Das Nettoergebnis drehte von plus 0,5 auf minus 3,1 Mio. Euro.

42 Mio. Euro des Schadens sind laut Machtlinger in der Bilanz des vergangenen Jahres verarbeitet worden. 10,8 Mio. liegen auf eingefrorenen Konten, die als einbringbare Forderungen verbucht worden seien. Er ist zuversichtlich, dass sie bis Ende Februar zurückgeholt werden können und in den Cashflow gehen. Die Auseinandersetzung um den Versicherungsschutz für die 42 Mio. Euro dürfte sich hingegen bis ins Geschäftsjahr 2017/18 ziehen.

Das gut laufende operative Geschäft erfordert freilich auch den Ausbau der Produktion. Rund 15 Mio. Euro werden in Gebäudeerweiterungen und Anlagen in den Werken Reichersberg und St. Martin im Innkreis sowie in Technologie investiert. Außerdem wird der Personalstand, der schon im ersten Halbjahr um 354 auf 3341 Mitarbeiter gewachsen ist, weiter aufgestockt. 150 bis 200 Mitarbeiter sollen in den kommenden zwölf bis 18 Monaten dazukommen. Das verursacht ebenso Kosten wie kurzfristige Personalmaßnahmen mit Leihpersonal zur Abdeckung der Produktionsspitzen.

Hoffen auf Dividende

Einen echten Nachholbedarf hat das Unternehmen, das als Spezialist für Flugzeugteile aus leichten Faserverbundstoffen alle großen Flugzeugbauer beliefert, auf der Börse. Seit dem Börsengang Mitte 2014 hat sich der Kurs nahezu halbiert. Am Donnerstag rutschte das Papier um rund 2,5 Prozent ab. Dividende gab es bisher auch keine. Machtlinger dazu: „Wir stehen zur Dividendenpolitik.“ Und: „Mit dem Ansteigen der Ertragskraft kommt auch das Vertrauen zurück.“ (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.10.2016)

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