Wind- und Sonnenenergie beschert GE gute Geschäfte

Die Motoren für die Stromerzeugung haben bis zu 24 Zylinder und 150 Liter Hubraum.
Die Motoren für die Stromerzeugung haben bis zu 24 Zylinder und 150 Liter Hubraum.(c) GE
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Bei GE in Jenbach boomt das Geschäft: Einerseits, weil die Motoren als Back-up-Systeme für Wind- und Sonnenkraftwerke dienen. Andererseits wird vermehrt auf kleine Einheiten gesetzt.

Jenbach. Die deutsche Energiewende ist ein gutes Geschäft – auch für jene Firmen, die die Back-up-Systeme bauen, falls einmal der Wind nicht weht oder die Sonne zu wenig scheint. Denn der Strom wird so oder so benötigt. Und dieser Umstand bescherte General Electric (GE) in Jenbach den bisher größten Auftrag in seiner Firmengeschichte: Die Tiroler liefern 20 Gasmotoren, die 190 MW elektrische und 192 MW thermische Energie erzeugen, an die Stadtwerke Kiel. Eine Maßnahme, über die sich auch die Umwelt freuen kann: Bisher hat nämlich ein Kohlekraftwerk als Back-up gedient, das bei Windstille alle Bemühungen um eine umweltfreundliche Energieerzeugung zunichtegemacht hat.

„Wir spüren den Ausbau der erneuerbaren Energie durchaus“, erklärt Carlos Lange, Präsident des Geschäftsbereichs Distributed Power von GE in Jenbach. „Wir können mit unseren Motoren innerhalb weniger Minuten eine sehr hohe Energieleistung erzielen, und das ist gerade für jene Energieerzeuger wichtig, die, wie beispielsweise die Stadtwerke Kiel, einen hohen Anteil von Windstrom haben.“

Auf der anderen Seite stehen Kleinkraftwerke, zum Beispiel beim AIZ Strass im Tiroler Zillertal, wo die Abwässer von 32 Gemeinden gesäubert werden. Am Ende des Reinigungsprozesses hat man nicht nur sauberes Wasser, sondern auch jede Menge Strom. Denn das durch den Faulschlamm entstehende Methangas wird in einem kleinen Kraftwerk verarbeitet. Jedes Jahr erzeugt der Abwasserverband etwa 4,9 Millionen Kilowattstunden Strom – genug, um 1000 Haushalte zu versorgen. Auch hier kommt ein Gasmotor von GE aus Jenbach zum Einsatz.

Das Zittern um ein Unternehmen, das einst als Jenbacher Werke Motoren für die Lokomotiven der ÖBB geliefert hat, ist auf jeden Fall vorbei. Seit GE im Jahr 2003 eingestiegen ist, habe man den Umsatz vervierfacht, erklärt Lange. Auf wie viel, will er nicht sagen, Schätzungen gehen von 730 Millionen Euro aus. Man wachse weiterhin jedes Jahr zweistellig.

Renaissance des Diesels

Das hat auch damit zu tun, dass man wieder Dieselmotoren herstellt. Zwar werden hauptsächlich Gasmotoren mit zwölf bis 24 Zylindern und einem Hubraum von 75bis 150 Liter zur Stromerzeugung eingesetzt. „Es gibt jedoch viele Gebiete, wo es kein Gas gibt, aber wo die Menschen Strom benötigen“, erklärt Standortleiter Martin Mühlbacher. Hier kommen die Dieselmotoren zum Einsatz.

Damit sei man etwa in Afrika gut aufgestellt, meint Lange. Wachstum erwartet er auch in Nordamerika, wo Erdgas gerade sehr günstig zur Stromerzeugung verwendet werden könne. Auch Südostasien sei ein wachsender Markt. In Europa sind Deutschland und Großbritannien wichtige Zielgebiete.

Gerade kleine Einheiten zur dezentralen Energieversorgung würden in der Zukunft wichtiger werden, meint Entwicklungsleiter Andreas Lippert. „Es gibt einen starken Trend in diese Richtung.“ Ein Beispiel sei die Nutzung bei der Kläranlage in Strass. GE sei dabei gut aufgestellt: „Wir können kleine Einheiten mit Motoren bedienen, die 350 Kilowatt produzieren“, betont Lippert. „Und auf der anderen Seite haben wir die großen Anlagen mit zehn Megawatt, die man beliebig koppeln und erweitern kann.“ Außerdem könne man die Wärme der Motoren nutzen. Mit der thermischen Energie komme man auf einen Wirkungsgrad von fast 90 Prozent, sagt Lippert.

Bei einer Gewächshausanlage in den Niederlanden sind es sogar noch mehr. Dort erzeugen die Motoren von General Electric aus Jenbach nicht nur Strom und Wärme für die 40 Glashäuser, die CO2-Abgase nützt man auch als Dünger für die Pflanzen.

Derzeit arbeitet man in Jenbach am Ausbau der digitalen Infrastruktur, um damit die Wartung beim Kunden zu vereinfachen und zu verbessern. In einer Schaltzentrale sehen Techniker den Zustand aller Motoren, die von GE gewartet werden. Mit einem Mausklick erhält man detaillierte Beschreibungen, wenn ein Techniker vor Ort nicht mehr weiterweiß, kann er sich direkt in Jenbach bei der Reparatur leiten lassen.

Nebeneffekt ist, dass man durch eine umfangreiche Datensammlung weiß, welche Teile wann gewartet oder getauscht werden müssen. Lange: „Wir haben 36.000 Motoren weltweit im Einsatz. Wenn wir die Verfügbarkeit nur um zwei Prozent steigern, ist das ein Mehrwert für die Kunden von 350 Millionen Dollar.“ (rie)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.11.2016)

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