Arbeitslosigkeit: Das Schlimmste steht noch bevor

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Die Arbeitslosigkeit wird dem Wifo zufolge in Österreich bis 2020 weiter steigen. Dann sollen um fast die Hälfte mehr Menschen arbeitslos sein als 2008.

2017 wird schwierig, zumindest was die Arbeitslosigkeit in Österreich betrifft. Diese wird aus Sicht des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) bis zum Jahr 2020 weiter steigen, wobei der Zuwachs im kommenden Jahr am stärksten ausfallen dürfte. Die Arbeitslosenquote soll demnach den Höchststand mit je 9,8 Prozent in den Jahren 2019/20 erreichen. Dann wären im Jahresschnitt 406.000 Personen arbeitslos, um 194.000 mehr als im Jahr 2008, zu Beginn der Finanzkrise.

Überangebot an Arbeitskräften

Steigen wird die Arbeitslosenquote von heuer 9,2 Prozent (nach nationaler Berechnung) bis 2019/20 laut Wifo in erster Linie, weil das Arbeitskräfteangebot wächst, sowohl aus dem In- und dem Ausland. Sowohl der Anstieg des Arbeitskräfteangebots an Unselbstständigen sowie die Zahl der unselbstständig aktiv Beschäftigten werden jedes Jahr in der Regel zumindest ein Prozent ausmachen, heuer sogar in beiden Bereichen je 1,4 Prozent.

Die Zahl der ausländischen Arbeitskräfte, inklusive Asylwerber, dürfte jedes Jahr zumeist um vier Prozent oder mehr zulegen, heuer sogar um 5,7 Prozent und 2017 noch immer um 4,8 Prozent, geht aus den Wifo-Daten von Donnerstag hervor. Erst danach wird mit einer leichten Verflachung des Anstiegs gerechnet. Bei den inländischen Arbeitskräften wird der jährliche Zuwachs dagegen meist nur 0,2 Prozent betragen, heuer mit +0,5 Prozent etwas mehr.

Jährlich ein Prozent mehr Beschäftigte

Von 2011 bis 2016 hatte die Zahl der ausländischen Arbeitskräfte freilich mit im Schnitt 5,9 Prozent pro Jahr noch stärker zugenommen als die nun für den Zeitraum 2016 bis 2021 prognostizierten 4,3 Prozent im Jahresschnitt. Der Anstieg der inländischen Kräfte war 2011 bis 2016 mit je 0,1 Prozent p.a. nur etwas schwächer als für die kommenden Jahre erwartet.

Die leicht verbesserte Wirtschaftslage ermögliche in den kommenden Jahren zwar eine weitere Ausweitung der Beschäftigung - um plus 1,0 Prozent im Schnitt der Jahre 2016 bis 2021 -, eine Entspannung auf dem Arbeitsmarkt ergebe sich dadurch aber nicht, so das Wifo.

Ausländer kompensieren Alterung

Die steigende Zahl ausländischer Arbeitskräfte wirke der Alterung der inländischen Erwerbsbevölkerung entgegen, so das Institut. Der Rückgang der inländischen Bevölkerung unter 50 Jahren werde durch die Zuwanderung kompensiert. Doch auch die Erwerbsbeteiligung von Frauen steigt weiter an. Und zudem zeigen die verschärften Eintrittsbedingungen für die Früh-bzw. Invaliditätspension laut Wifo weiterhin ihre Wirkung. Der Neuzugang zur vorzeitigen Alterspension habe 2013 noch gut 38.000 Personen betragen und werde bis 2021 auf rund 24.000 Personen nachlassen, glauben die Experten. Gleichzeitig steige die Bevölkerungszahl in der für die vorzeitige Alterspension relevanten Altersgruppe. Trotz dieser Entwicklung werde sich die demographische Schere zwischen Aktiven und Personen im Ruhestand mit dem Ausscheiden der ersten geburtenstärkeren Jahrgänge der 1950er Jahre aber weiter öffnen.

Erst ab 2021 könnte sich die Arbeitsmarktsituation wieder leicht entspannen, schätzt das Wifo. Im Jahr 2021 dürfte die Arbeitslosenquote laut der neuen Mittelfrist-Prognose leicht auf 9,7 Prozent zurückgehen und die Arbeitslosenzahl im Jahresabstand um 0,4 Prozent sinken - nach noch 1,2 Prozent Anstieg im Jahr 2020.

(APA)

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