1,68 Prozent mehr Lohn für Metaller

Themenbild
Themenbild(c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Der Lohnabschluss bringt – zumindest im Moment – einen Anstieg der Entgelte deutlich über der Inflation. „Gerade noch vertretbar“ nennen ihn die Arbeitgeber.

Wien. 16 Stunden dauerte der Verhandlungsmarathon diesmal, gestern, Freitag, am frühen Morgen wurde der Abschluss verkündet: In der Maschinen- und Metallwarenindustrie wird es ab November ein Lohn- und Gehaltsplus von durchschnittlich 1,68 Prozent geben. Die niedrigsten Einkommen werden um zwei Prozent erhöht, die Spitzenverdiener bekommen nur 1,2 Prozent mehr Gehalt.

Der Lohnabschluss gilt für rund 120.000 Beschäftigte und hat eine gewisse Vorbildwirkung für andere Bereiche. So einigte man sich noch am Freitag auch im Bereich Bergbau-Stahl auf praktisch gleiche Steigerungen sowie eine Freizeitoption.

Nicht alles lief in dieser Verhandlungsnacht wie gewohnt, nicht nur, weil das traditionelle Mitternachtsgulasch ausfiel. Auch die übliche Schlussformel – man habe einen für beide Seiten gerade noch vertretbaren Kompromiss gefunden – kam diesmal nicht unisono von beiden Seiten. Nur Arbeitgeber-Chefverhandler Veit Schmid-Schmidsfelden blieb der Tradition treu und sprach von einem Ergebnis, das „unter den schwierigen Rahmenbedingungen gerade noch vertretbar“ sei. Ganz anders die Arbeitnehmerseite – sie machte kein Hehl aus ihrer Zufriedenheit.

„Ergebnis sehr fair“

Pro-GE-Chefverhandler und SPÖ-Industriesprecher Rainer Wimmer sprach von einem „erfolgreichen Abschluss“. Das Ergebnis sei sehr fair, auf die erreichte Staffelung sei man stolz. Viel erreicht habe man auch im Rahmenrecht, vor allem für Frauen. Konkret setzten die Gewerkschafter durch, dass Karenzzeiten auf Ansprüche, die von der Dienstzeit abhängen – wie Abfertigung, Urlaub, Jubiläumsgeld – angerechnet werden. Zudem bekommen Lehrlinge künftig die Kosten für die Fahrt zum Berufsschulinternat ersetzt. Von den Arbeitgebern abgeschmettert wurde dagegen die Freizeitoption (mehr freie Tage bei Verzicht auf die KV-Erhöhung). Im Vorjahr hatte man sich auf eine solche Option geeinigt, dafür war die Lohnerhöhung mit 1,5 Prozent niedriger ausgefallen.

Christian Knill, Obmann des Fachverbandes der Maschinen- und Metallwarenindustrie, betonte gestern Früh, der „hohe Abschluss“ sei auch eine Anerkennung für die „tolle Leistung“ der Mitarbeiter. Und es sei damit das Zeitkontenmodell abbezahlt – auf diese Arbeitszeitflexibilisierung einigte man sich heuer im Juni.

Lob für den Abschluss kam vom Wifo: „Die Einigung ist ökonomisch sinnvoll, beide sind zufrieden, und das ist schön so“, sagte der stellvertretende Wifo-Chef Marcus Scheiblecker gestern im Ö1-„Mittagsjournal“.

Was bleibt real übrig?

Tatsächlich sollte den Arbeitnehmern ein deutlicher Reallohnzuwachs bleiben. Zumindest, wenn man von der derzeitigen Inflation in Österreich ausgeht – bis September betrug sie im Schnitt 0,7 Prozent. Freilich hat das Wifo mittelfristig einen Anstieg der Teuerung prognostiziert, die Rede war zuletzt von durchschnittlich 1,7 Prozent für die kommenden fünf Jahre.

Sollte es tatsächlich schon nächstes Jahr so kommen, bliebe vom Reallohn- und Kaufkraftzuwachs wenig bis gar nichts übrig. Aber auch bei einer geringeren Teuerung bleibt das Lohnplus den Arbeitnehmern nicht zur Gänze: Der Fiskus wird mitverdienen – und zwar überproportional, wenn die kalte Progression zuschlägt. Mit auf der Gewinnerseite stehen auch Sozialversicherungen, Wirtschafts- und Arbeiterkammer, sie schneiden über entsprechend höhere Beiträge bzw. Kammerumlagen mit.

Die Vorbildwirkung des Metaller-Abschlusses für andere Branchen wird laut Scheiblecker übrigens überbewertet: Die Abschlüsse seien vor allem deshalb so ähnlich, weil sie von der gleichen Inflationsrate und vom gleichen Wirtschaftswachstum ausgehen. Prompt auf die Bespielwirkung gepocht hat gestern freilich Seniorenbund-Chefin Ingrid Korosec: Angesichts dieses „sozial gerechten Abschlusses“ erschließe es sich ihr nicht, warum sich die Pensionisten mit lächerlichen 0,8 Prozent zufrieden geben sollten. Der Konter kam genauso prompt: Bei Lohnerhöhungen spiele auch der Produktivitätsfortschritt eine Rolle, sagte Therese Niss, Chefin der Jungen Industrie. „Wo ist der Beitrag zur Produktivität bei den Pensionen?“ (cka/APA)

AUF EINEN BLICK

KV-Abschluss. In der Maschinen- und Metallwarenindustrie wird es ab November ein Plus von durchschnittlich 1,68 Prozent für Kollektivvertrags- und Istlöhne bzw. -gehälter geben.

Die niedrigsten Einkommen werden um zwei Prozent erhöht, die Spitzenverdiener bekommen 1,2 Prozent mehr Gehalt. Der neue KV betrifft knapp 120.000 Arbeitnehmer und gilt ab 1. November 2016 für zwölf Monate. Für das Metallgewerbe wird noch verhandelt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.11.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Österreich

Metaller-KV steht: Beschäftigte erhalten 1,68 Prozent mehr Lohn

Nach der vierten Runde der Metaller-KV-Gespräche wurde nun eine Einigung erzielt.
Österreich

"Unvorstellbar": Metaller fordern drei Prozent mehr Lohn

Die Herbstlohnrunde hat mit der Forderungsübergabe der Gewerkschaft begonnen. Sie will eine Lohnerhöhung weit über der Inflation.
THEMENBILD: METALLER KOLLEKTIVVERHANDLUNG 2. RUNDE
Österreich

Arbeitgeber: Metaller mit "realitätsfremden" Forderungen

Auch nach der dritten Runde der Metaller-KV-Gespräche wurde keine Einigung erzielt. Die Arbeitnehmer erhöhen den Druck, die Arbeitgeber fordern "Vernunft und Augenmaß".
Symbolbild: Metallarbeiter
Österreich

Gehaltsverhandlungen: Metaller drohen mit Kampfmaßnahmen

Auch die dritte Verhandlungsrunde für einen Kollektivvertrag ist gescheitert. "Die Arbeitgeber wollen uns nicht ernst nehmen", beklagt Chefverhandler Wimmer.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.