Schwedens Notenbank überlegt Digitalwährung E-Krone einzuführen

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Schwedische Kronen Verschiedene W�hrungen BLWX020700 Copyright xblickwinkel McPhotox ErwinxWodicka(c) imago/blickwinkel (imago stock&people)
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In Schweden laufen heute bereits 80 Prozent aller Zahlungen über Kreditkarte. Deshalb erwägt die schwedische Notenbank die E-Krone als zusätzliches Zahlungsmittel.

Angesichts immer seltener werdender Barzahlungen erwägt Schwedens Zentralbank (Riksbank) die Einführung einer Digitalwährung namens E-Krone. "Es könnte auf den ersten Blick einfach erscheinen, E-Kronen auszugeben, aber das ist etwas völlig Neues für eine Notenbank", gab Riksbank-Vize-Zentralbankchefin Cecilia Skingsley aber zu bedenken.

Skingsley begründete die Überlegungen mit dem geringen Einsatz von Bargeld in ihrem Land. „Im Handel laufen heute rund 80 Prozent aller Zahlungen über Kreditkarten ab“, wird Bengt Nilervall von der schwedischen Handelskammer im „Handelsblatt“ zitiert. Nach Berechnungen der königlich technischen Universität KTH befinden sich nur noch weniger als 78 Milliarden Kronen (8,4 Milliarden Euro) im Umlauf. Vor sechs Jahren waren es noch 109 Milliarden.

Banken akzeptieren kaum noch Bargeld

Nur in etwa 20 Prozent der ihrer Filialen nehmen die großen Banken SEB, Nordea und Swedbank Bargeld-Einzahlungen oder erlauben das Barabheben von Guthaben. Nur noch Handelsbanken akzeptieren in einigen wenigen Filialen Bargeld. Seit der Bargeldverkehr mehr oder weniger zum Erliegen gekommen ist, sind in Schweden die Banküberfälle drastisch zurückgegangen. Laut einer Studie der schwedischen Notenbank belaste der Bargeldverkehr die Gesellschaft jährlich mit einigen Milliarden Euro.

Eingebrockt haben sich die Schweden diesen Zustand  allerdings selbst. Als erstes Land gab 1661 Schweden über die Riksbank, die älteste Zentralbank der Welt, Zahlungsmittel heraus. Die Bank untersuche derzeit die Möglichkeiten, eine digitale Währung einzuführen, erklärte Skingsley jetzt in Stockholm. Man stünde allerdings noch ganz am Anfang und müsse die Konsequenzen einer digitalen Währung untersuchen, sagte sie der „Financial Times“.

Viele offene Fragen

Dabei gebe es noch viele unbeantwortete Fragen. Vor allem die Folgen für die finanzielle Stabilität müssten genau abgewogen werden. Würden die Bürger bei Einführung der E-Krone, wie Skingsley die digitale Währung nennt, ein Konto bei der Zentralbank einrichten? Gäbe es Zinsen? Wird die Währung als Karte konzipiert, die man aufladen kann, als App oder als etwas anderes? „Gar nichts zu tun ist keine Alternative“, so die Vize-Zentralbankchefin. Sie rechnet damit, dass in rund zwei Jahren ein Großteil der Fragen beantwortet sein wird.

Skingsley verwies auch darauf, dass die E-Krone nur eine Ergänzung zu Banknoten und Münzen sein werde. Scheine und Münzen werde die Riksbank so lange ausgeben, wie sie in der Gesellschaft gefragt seien.

Die Praxis in Skandinavien zeigt, dass es immer stärker zurückgedrängt wird. In Dänemark hat die Regierung Anfang des Jahres vorgeschlagen, kleinere Läden, Tankstellen und Restaurants von der Bargeld-Pflicht zu befreien. Auch in Finnland und Norwegen wird das Bargeld zunehmend von Karten- oder Handyzahlungen verdrängt. Da scheint es nur konsequent, wenn die Zentralbank über die Einführung der digitalen Krone in Schweden nachdenkt. Das Land wäre damit einmal mehr Vorreiter der Digitalisierung. Bis es dazu allerdings kommt, ist es noch ein längerer Weg, wie auch die Vize-Zentralbankchefin betonte.

>>> Artikel im "Handelsblatt"

(APA/red.)

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