E-Mobilität gefährdet 75.000 Jobs in deutscher Autobranche

GM-POWERTRAIN-WERK IN WIEN-ASPERN
GM-POWERTRAIN-WERK IN WIEN-ASPERNAPA/HERBERT PFARRHOFER
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Von heute sieben Arbeitsplätzen werden in der Motoren- und Aggregatefertigung nur noch einer übrig bleiben, sagte Betriebsratschef von Daimler.

Der Umbau in der deutschen Automobilindustrie hin zu mehr Elektromobilität könnte weitere zehntausende Arbeitsplätze kosten. "Bei den Zulieferern sind mehr als 75.000 Jobs in Gefahr", allein 20.000 davon durch den Radikalumbau bei VW, sagte der Duisburger Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer der "Bild am Sonntag".

Auch bei Daimler bliebe laut Betriebsratschef Michael Brecht ohne Ausgleich "von heute sieben Arbeitsplätzen in der Motoren- und Aggregatefertigung nur einer" übrig. Viele Zulieferer produzieren Dudenhöffer zufolge Teile wie Kolben, Dichtungen oder Getriebe, die in Verbrennungsmotoren zum Einsatz kommen, aber in Elektroautos nicht mehr gebraucht würden. Er forderte ein schnelles Gegensteuern. "Nur wenn es gelingt, große Wertanteile des Elektroautos, Batterien und Zellen, in Deutschland zu produzieren, kann dieses Risiko verkleinert werden", sagte der Automobilexperte.

Zehn E-Fahrzeuge bei Daimler bis 2025

Betriebsratschef Brecht forderte den Daimler-Vorstand auf, die anstehenden Jobverluste teilweise abzufedern und die eigenen Werke besser auszulasten. "Arbeiten, die durch die Elektrifizierung neu entstehen, dürfen nicht automatisch von Dritten erledigt werden", sagte er dem "Manager Magazin". Der Autokonzern solle etwa die Fertigung von Elektromotoren, die Daimler derzeit gemeinsam mit Bosch produziert, künftig allein übernehmen. Brecht zufolge beschäftigt Daimler inklusive seiner Lkw- und Transportersparte gut 30.000 Mitarbeiter in der Produktion von Motoren, Getrieben und Abgastechnik.

Bisher sind nur Eckdaten der Elektro-Offensive des Konzerns und ihre Auswirkungen bekannt. Bis 2025 wollen die Stuttgarter mehr als zehn reine Elektrofahrzeuge anbieten. Dafür nimmt der Konzern zehn Milliarden Euro in die Hand. Das erste Modell der neuen Marke EQ - ein Stadtgeländewagen mit mehr als 500 Kilometern Reichweite - soll 2019 in Bremen vom Band laufen. Sowohl für Bremen als auch für das Werk Sindelfingen bei Stuttgart hatte der Konzern bereits Absichtserklärungen mit dem Betriebsrat unterschrieben, in denen es um die Produktion von E-Autos an beiden Standorten geht. Doch eine Sicherheit haben die Mitarbeiter damit nicht.

(APA/AFP/dpa)

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