Chinesen greifen nach heimischer Skiindustrie

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Als Skifahrer-Nation ist China nicht bekannt. Das soll sich bis Peking 2022 - mit Hilfe von österreichischem Know-how - ändern.

Chinesen liebäugeln mit der österreichischen Skiindustrie: Der Geschäftsführer von Fischer Sports, Franz Föttinger, spricht gegenüber „Ö1“ gelich von mehreren Investoren, die bei ihm in Ried im Innkreis angeklopft hätten. Fischer hat das Übernahmeangebot zwar abgelehnt, Föttinger spricht aber von möglichen Geschäften mit China. Föttinger, Sprecher der österreichischen Skiindustrie, sagt, dass momentan viele Investoren aus China die heimischen Skihersteller Blizzard, Atomic, Head und Fischer aufsuchten. Es herrsche eine regelrechte „Goldgräberstimmung“ aufgrund der Olympischen Winterspiele 2022 in Peking. Das nötige Know-how im Wintersportbereich wolle man am liebsten gleich kaufen.

Und nicht immer blitzen die Chinesen ab: Bereits vor zwei Jahren sorgte ein chinesischer Investor in der Salzburger Wintersportszene für Aufsehen. Der Unternehmer übernahm 2014 Anteile am Skigebiet Gaissau-Hintersee. Im Gegenzug erhält er Informationen über den Ablauf und die Organisation von Veranstaltungen im Wintersport.

Überall neue Skigebiete, "enorme" Wachstumschancen

In China schießen zurzeit überall neue Skigebiete aus dem Boden. Branchenvertreter bestätigen gegenüber dem "ORF"-Radio, dass dafür auch Lifte und Schneekanonen von heimischen Firmen nachgefragt würden. Die Salzburger Firma Axess, die Zutrittssysteme für Skigebiete verkauft, bekam etwa im vergangenen Jahr drei große Aufträge aus China. Außerdem versucht man in China, Skilehrerstandards aus Österreich zu übernehmen.

Derzeit sind laut Föttinger etwa fünf Millionen aktive Skifahrer auf den Pisten Chinas unterwegs. Bis zu Olympia will die Regierung 300 Millionen Menschen auf den Geschmack von Wintersport bringen. "Das sind natürlich nicht alles potenzielle Skifahrer, aber die Wachstumschancen sind enorm“, zeigte sich Föttinger vor wenigen Wochen beim "Forum Zukunft Winter" in Kaprun überzeugt. Bei der Ausrüstung herrsche jedenfalls Nachholbedarf: "Es wird momentan noch viel Second-Hand-Material etwa aus Japan verkauft." Auch die Skilehrer-Ausbildung müsse in China verbessert werden.

China will mit seiner Wintersport-Offensive vermeiden, dass Peking das gleiche Schicksal ereilt wie die russische Stadt Sotschi, wo 2014 die Winterspiele stattgefunden haben. Heute werden die Anlagen kaum noch genutzt.

80 Prozent der Ski werden exportiert

Die österreichische Skiindustrie mit den Marken Atomic, Blizzard, Fischer und Head hat eine Exportquote von rund 80 Prozent. Am heimischen Markt wurden laut Branchensprecher Föttinger zuletzt 370.000 bis 380.000 Paar Ski verkauft, zehn bis zwölf Prozent davon Tourenski.

Wie der Fachverband der Holzindustrie Österreichs vor kurzem per Aussendung mitteilte, ist der Weltmarkt für Alpinskier relativ stabil. Er liege bei rund drei Millionen Paar Alpinski und rund 3,3 Millionen Paar Skischuhen im Jahr. "Auch wenn warme und kurze Winter der Skiindustrie zu schaffen machen, kann sie sich im internationalen Wettbewerb behaupten", heißt es in der Aussendung.

Vergleichsweise positiv sei die Entwicklung am nordamerikanischen Markt, vor allem an der Westküste. Auch die Türkei gelte als potenzieller Zukunftsmarkt, allerdings aktuell gebremst durch die politische Situation.

Russland hat sich noch nicht erholt

Die Verkaufszahlen für Langlaufskier und -schuhe bewegten sich laut Fachverband zuletzt bei jeweils rund 1,6 Millionen Paaren. Hauptabsatzmärkte seien die skandinavischen Länder und Russland. Letzterer Markt habe sich aber nach wie vor nicht erholt - auch weil die russische Regierung gezielt die regionale Produktion fördere und damit den Import ersetze.

>>> Bericht auf "ORF.at"

(sk/APA)

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