Eine Art Grundeinkommen wird "völlig unvermeidlich sein"

Siemens-Chef Joe Kaeser denkt voraus.
Siemens-Chef Joe Kaeser denkt voraus.(c) APA/AFP/ERIC PIERMONT
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Laut Siemens-Chef Joe Kaeser werde der immer raschere Wandel der Wirtschaft Opfer fordern, diese müssen von der Gesellschaft aufgefangen werden.

Bis zum Jahr 2025 sollen 1,5 Millionen traditionelle Arbeitsplätze in Deutschland verschwinden und durch eine in etwa gleich große Zahl von anspruchsvollen Computerbedienjobs ersetzt werden, hat das Forschungsinstitut der Bundesagentur für Arbeit prognostiziert.
Als Konsequenz dieses digitalen Wandels fordert jetzt Siemens-Chef Joe Kaeser eine bessere soziale Absicherung für die Menschen. Es würden absehbar "einige auf der Strecke bleiben, weil sie mit der Geschwindigkeit auf der Welt einfach nicht mehr mitkommen", warnte Kaeser auf dem SZ-Wirtschaftsgipfel. Auf sie warten könne man jedoch nicht, denn dann würden Deutschland und Europa verlieren. Also müsse die Gesellschaft dafür sorgen, "dass die Menschen versorgt sind"; sie müssten sehen: "Da ist einer da, der hilft mir." Deshalb werde "eine Art Grundeinkommen völlig unvermeidlich sein".

Mit Steuern steuern

Als in einem Panel über Künstliche Intelligenz (KI) diskutiert wurde, stellte Yvonne Hofstetter fest: "Die Schere geht immer weiter auf, die menschliche Arbeit hat immer weniger Anteil an der Produktivität." Ausgerechnet sie, die Gründerin eines KI-Dienstleisters, also gewissermaßen eine Profiteurin dieser superschnellen Rechner, mahnte eine Systemdebatte an: "Kann man weiter die Arbeit so stark besteuern, oder muss man nicht schauen, ob man oben beim Kapital etwas macht?"

"Künstliche Intelligenz kann den Menschen Raum für kreative Tätigkeiten und Ideen geben", sagte Infosys-Chef Vishal Sikka auf dem Kongress. Aber auch er mahnt: Das Tempo, in dem Menschen sich qualifizieren müssen, beschleunige sich, die Fähigkeit der Menschen, sich Kenntnisse anzueignen, bleibe jedoch gleich. Es brauche also einen Puffer, der den Menschen Zeit gibt.

Joe Kaeser mahnt mit Blick auf den Wandel bei den Jobs: "Wenn wir diese Geisteshaltung der Inklusivität nicht schaffen", dann könne man die Digitalisierung der Industrie sein lassen: "Weil die Gesellschaft das nicht respektieren und akzeptieren kann. Weil nicht jeder auf dieser Welt Software-Ingenieur ist."

(Süddeutsche Zeitung/Max Hägler)

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