Gewerkschaft kontert: Überzahlungen in Gastronomie sind Ausnahme

(c) Clemens Fabry
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Er kenne niemanden, der nur den Kollektivlohn erhält, sagt Hotelier Sepp Schellhorn. "Das ist an Arroganz nicht zu überbieten", kritisiert die Gewerkschaft.

Für die Gewerkschaft ist „der große Katzenjammer über den Personalmangel im Hotel- und Gastgewerbe pünktlich zum Start der Wintersaison“ keine Überraschung. Wir warnen seit Jahren vor einem massiven Personalmangel und bekommen von den Arbeitgebern immer nur zu hören, wir sollen die Branche nicht schlechtreden, sagt Berend Tusch, Vorsitzender des Fachbereichs Tourismus in der Gewerkschaft vida.

Neos-Politiker und Hotelier Sepp Schellhorn hatte in einem Interview über das mangelnde Interesse an Jobs in der Hotellerie geklagt und dafür auch die mangelnde Flexibilität der Sozialpartner bei den Arbeitsbedingungen verantwortlich gemacht. Er hatte auch behauptet, dass niemand nur den Kollektivlohn zahlen würde.

„Das ist an Arroganz nicht zu überbieten“, sagte Tusch in der Aussendung. Im Gegenteil heißt es, der Großteil der Beschäftigten könne von einer Überzahlung nur träumen, die meisten seien schon froh, wenn sie überhaupt ordentlich angemeldet seien und nach Kollektivvertrag entlohnt werden.

Mindestlohn unter 1500 Euro

"Wenn die Branche so gerne mehr zahlt, warum ist es dann nicht einmal gelungen 1500 Euro Mindestlohn umzusetzen?“, kritisiert Tusch. Ein ausgelernter Koch verdient weniger, rechnet die Gewerkschaft vor: "In Kärnten sind es etwa 1475 Euro, in Salzburg 1480 Euro. Der Mindestlohn im Hotel- und Gastgewerbe liegt bei 1420 Euro.“ Auch Verbesserung bei den Lehrlingen würden die Arbeitgeber konsequent ablehnen: „Sie wollen weder Internatskosten übernehmen noch die Lehrlingsentschädigungen auf das Niveau anderer Branchen anheben.“

Der vida-Gewerkschafter fordert auch eine Verbesserung der Ausbildung: "Wenn ich nicht ständig händeringend nach Fachkräften suchen möchte, muss ich auch für hochwertige Ausbildung sorgen. Wenn aber über Jahre billigere Hilfsköche angestellt werden statt ausgelernter Fachkräfte – wer soll dann das Wissen überhaupt weitergeben?"  Auch in der Berufsschule hätten Tourismus-Lehrlinge einen Nachteil. Ihr Lehrstoff werde in acht Wochen durchgepeitscht, die  gewerkschaft verlange seit Jahren eine Ausweitung auf zwölf oder zumindest zehn Wochen, wie in anderen Berufen auch.

(red.)

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