Köchemangel: WKÖ will Köche aus Serbien und Bosnien holen

THEMENBILD: KOCH / KUeCHE
THEMENBILD: KOCH / KUeCHEAPA/GEORG HOCHMUTH
  • Drucken

Die Gastronomie klagt über Fachkräftemangel. Branchenvertreter fordern eine Öffnung des Arbeitsmarkts für Köche aus EU-Drittstaaten.

Österreichs Tourismus punktet international mit Gastlichkeit und guter Küche. Doch die Unternehmen tun sich zusehends schwer Köche und Kellner zu finden. "In meinem Bezirk gibt es sechs vermittelbare Köche auf 300 Stellen", berichtete die Branchensprecherin in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Petra Nocker-Schwarzenbacher, die selbst ein Hotel in St. Johann im Pongau führt.

Dass der Beruf schlecht bezahlt und stressig sei, wollte die Obfrau der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft so nicht stehen lassen: "Den Preis bestimmt in der heutigen Zeit der Mitarbeiter", betonte sie am Montag im Gespräch mit Journalisten in Wien. Nur nach Kollektivvertrag zu entlohnen, könne sich angesichts des Mangels an Bewerbern kein Betrieb mehr leisten. Ein Küchenchef verdiene im Schnitt netto 2500 bis 3000 Euro pro Monat, ein Souschef rund 2000 und ein Koch 1600 bis 1800 Euro, so Nocker-Schwarzenbacher.

Mehr als 14.000 Köche werden gesucht

Europaweit würden aktuell 433.575 Köche gesucht, im gesamten deutschen Sprachraum rund 208.000 österreichweit 14.367. "Österreich schießt sich selbst ins Knie, wenn wir hier unseren Arbeitsmarkt schützen", gab Alexander Rauner, Referent in der Wirtschaftskammer, zu bedenken. Die Branche würde auch gerne Köche aus EU-Drittstaaten wie etwa Serbien und Bosnien aufnehmen dürfen. Hierzulande gibt es laut WKÖ rund 49.000 Gastronomie- und 16.000 Hotelbetriebe.

"Dass Fachkräftemangel besteht, ist eine Tatsache - kurzfristig haben wir den Wunsch, dass der Koch in die Mangelberufsliste aufgenommen wird", appellierte Nocker-Schwarzenbacher an das dafür zuständige Sozialministerium. "Viele Betriebe - vor allem im Westen - haben ein Problem, dass wir da ordentlich besetzt in die Saison starten können", sagte die Branchensprecherin.

Arbeitskräfte aus Deutschland fallen weg

In den vergangenen Jahren hätten viele Stellen im Service und in der Küche noch relativ gut mit Arbeitskräften aus Deutschland besetzt werden können. Doch da sich der deutsche Arbeitsmarkt mittlerweile stark erholt habe, schwäche sich diese Entwicklung ab. "Die Deutschen brechen uns schön langsam weg", ist Nocker-Schwarzenbacher in Sorge. "Der Fachkräftemangel wird uns noch länger begleiten."

Bei der Problematik gebe es hierzulande ein deutliches West-Ost-Gefälle - in den westlichen Bundesländern sei es wesentlich schwieriger einen Koch zu finden als in den östlichen. In Wien liege die Stellenandrangsziffer für Gaststättenköche bei 4,5 und in Tirol bei 0,6.

Für die Aufnahme in die Mangelberufsliste (mit welcher der Erhalt einer Rot-Weiß-Rot-Karte und somit einer zwölfmonatigen Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis bei einem bestimmten Arbeitgeber für Angehörige von EU-Drittstaaten möglich wäre) ist allerdings der österreichweite Durchschnitt bei der Stellenandrangsziffer entscheidend. Die Kammer wünscht sich hier eine regionale Betrachtung, etwa nach Bundesländern.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Worker inspects a plastic roll at TIM stainless steel wire factory in Huamantla
Österreich

Schweiz: Die meisten Zuwanderer sind keine Fachkräfte

Der Schweizer Ständerat beschäftigt sich diese Woche mit strengeren Regeln für Arbeitsmigranten. Laut einer Studie sind 80 Prozent der Zuwanderer, die seit 2007 in die Schweiz kamen, keine benötigten Fachkräfte.
Internationale Konzerne zahlen besser, ungarischen Unternehmen gehen die Fachkräfte aus.
Österreich

Fachkräfte-Mangel zwingt Osteuropas Wirtschaft in die Knie

Mehr als die Hälfte aller Unternehmen in Ungarn sei nicht in der Lage, freie Stellen zu besetzen. In Rumänien und Bulgarien ist die Situation noch dramatischer.
Diese junge Köchin, Marion Hoellemann, stammt aus Tirol.
Home

Das Rennen um die Wiener Köche

Das AMS will die im Westen fehlenden Fachkräfte noch stärker aus Ostösterreich anlocken. Der Wirtschaftskammer schwebt Kurzarbeit in der Nebensaison vor - zu 25 Prozent soll die der Staat finanzieren.
Österreich

Vorarlberg gehen Köche und Kellner aus

Die Wirtschaftskammer fordert die Aufnahme in die Liste der Mangelberufe. Die Gewerkschaft wehrt ab: Die Branche solle ihre Hausaufgaben machen.
Österreich

Gewerkschaft kontert: Überzahlungen in Gastronomie sind Ausnahme

Er kenne niemanden, der nur den Kollektivlohn erhält, sagt Hotelier Sepp Schellhorn. "Das ist an Arroganz nicht zu überbieten", kritisiert die Gewerkschaft.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.