Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem hat den bisherigen Kurs der britischen Regierung mit Blick auf den geplanten EU-Austritt kritisiert.
London müsse "eine andere Haltung" an den Tag legen, um den Brexit reibungslos und geordnet zu gestalten, sagte der niederländische Finanzminister und Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem beim Treffen mit seinen EU-Kollegen in Brüssel.
"Die Dinge, die ich bisher gehört habe, sind mit reibungslos und geordnet unvereinbar", meinte Dijsselbloem. Er verwies darauf, dass es bestimmte Optionen, die sich London offenhalten wolle, nicht gebe. "Wenn das Vereinigte Königreich Zugang zum Binnenmarkt haben will, muss es die Regeln und Bestimmungen, die mit dem Binnenmarkt zusammenhängen, akzeptieren." London will für seine Wirtschaft möglichst den vollen Zugang zum Markt auf dem Kontinent erhalten, gleichzeitig aber die Zuwanderung von EU-Bürgern einschränken.
London sieht sich als Finanzier Europas
Der britische Finanzminister Philip Hammond sagte, es sei "im Interesse aller auf beiden Seiten des Ärmelkanals, den Prozess so reibungslos zu gestalten wie möglich". Risiken für die Finanzstabilität in Europa und für die "komplexen Beziehungen" zwischen der europäischen Industrie und den sie finanzierenden Banken am Finanzplatz London müssten "minimiert" werden.
London wolle sich aber "so viele Optionen wie möglich" offenhalten, sagte Hammond auf eine Frage zur möglichen Beschränkung der Zuwanderung aus der EU. Es sei klar, dass die Verhandlungen "komplex und langwierig" sein würden. Ziel sei eine Vereinbarung, "die für die EU-27 und das Vereinigte Königreich funktioniert".
Wie sein für den Brexit zuständiger Kollege David Davis schloss Hammond nicht aus, dass Großbritannien auch weiter Beiträge an die EU für den Zugang zum Binnenmarkt zahlen werde. London wolle sich dabei "die Kosten und den Nutzen ansehen" und werde dann eine Entscheidung "im besten Interesse des britischen Steuerzahlers" treffen, sagte der Finanzminister.
Die Briten hatten bei einer Volksabstimmung im Juni mehrheitlich für den EU-Austritt gestimmt. Die eigentlichen Brexit-Verhandlungen können aber erst beginnen, wenn London das Ausscheiden aus der Europäischen Union nach Artikel 50 des EU-Vertrags beantragt hat. Premierministerin Theresa May hat angekündigt, dies bis Ende März zu tun.
(APA/AFP)