Ein Deal mit „Sanktionierten“

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Themenbild(c) Die Presse - Clemens Fabry
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Die Moskauer Raiffeisen-Tochter hat einen faulen Kredit verkauft – und damit für Konsterniertheit bei Mitgläubigern gesorgt.

Wien/Moskau. Die Schlacht um die russische Raffinerie Enisey ist praktisch geschlagen, aber unter den Kreditoren gibt es weiter Brösel. Der Grund: Zwei Geschäftspartner von Raiffeisen Moskau in dieser Sache haben Probleme mit den US-Sanktionslisten.

Kurz die Vorgeschichte („Die Presse“ berichtete vorigen Samstag): Enisey konnte wegen der gesunkenen Ölpreise seine Kredite nicht mehr bedienen. Die Moskauer Tochter der österreichischen Raiffeisenbank International verkaufte ihre 50-Mio.-Dollar-Forderung um 15 Mio. Dollar an ein Finanzvehikel namens Asset Finance LLC, hinter dem der russische Transportunternehmer Alexander Iwanow steht. Iwanows Transportunternehmen Sovfracht steht seit September auf der US-Sanktionsliste, weil es in der Ostukraine und auf der Krim tätig war.

Die Transaktion hat einigermaßen Aufregung verursacht, weil es mehrere Interessenten für die Raiffeisen-Forderung gab und ein liechtensteinisch-schweizerischer Fonds nach Eigenangaben ein höheres Angebot gelegt hat. Der Grund für das Gerangel um den faulen Kredit ist auch klar: Mit dem Darlehen sind Pfandrechte verbunden, der Käufer kann also mit relativ bescheidenen 15 Mio. Dollar Kontrolle über eine Raffinerie im Wert von rund 200 Mio. Dollar erlangen, die derzeit zwar in argen Liquiditätsproblemen steckt, nach einer Restrukturierung aber durchaus wieder reüssieren könnte.

Der Deal zwischen Iwanow und der Moskauer Raiffeisen-Tochter ist unterdessen unter Dach und Fach: Er wurde abgewickelt über die Schweizer Handelsgesellschaft Smann SA in Genf, die selbst 30 Mio. an offenen Forderungen gegenüber Enisey hat. Hauptaktionär von Smann war bis vor Kurzem Igor Kozhin, ein Sohn des hohen russischen Regierungsbeamten Vladimir Kozhin, der persönlich auf der US-Sanktionsliste steht. Igor Kozhin hat sich aus der Smann wegen der familiären Probleme mit der US-Sanktionsliste zurückgezogen, soll aber weiter im Hintergrund die Fäden ziehen.

Der Deal hat jedenfalls bei den übrigen Banken des Enisey-Finanzierungskonsortiums, darunter UniCredit, Commerzbank und die VTB-Bank, ein wenig Konsterniertheit ausgelöst: Nach den geltenden Verträgen ist Raiffeisen nämlich Pfandhalter nicht nur für sich, sondern auch für die anderen großen Kreditgeber. Die Banken, heißt es, hätten vertraut, dass die Pfandhalterrolle auf sie übergeht. Tatsächlich soll sie aber an Iwanows Käufergesellschaft übertragen werden. VTB und Commerzbank sollen signalisiert haben, dass sie aus Furcht vor Problemen mit den US-Sanktionen mit Iwanow nicht verhandeln wollen.

Raiffeisen International hat der „Presse“ in der Vorwoche eine Stellungnahme übermittelt, in der es heißt, man gebe über Kundenbeziehungen keine Auskunft, achte aber strikt darauf, dass geltende Sanktionen nicht verletzt würden. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.12.2016)

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