In der Statistik der Schweizer drückt der Schuh

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Ein Schweizer Exportboom bei Textilien und Schuhen? Des Rätsels Lösung: Es sind die Zalando-Rücksendungen.

Die Schweiz ist dank ihrer Banken, Uhrmacher und Maschinenbauer reich. Als Herkunftsland für T-Shirts, Hosen oder Stiefel reicht ihr Ruhm weit weniger weit, schon wegen der Globalisierung und der Billigkonkurrenz aus Fernost. Die Statistiker machten also große Augen, als die beiden moribunden Minibranchen zuletzt einen veritablen Exportboom hinlegten. Doch das Rätsel war bald gelöst: Pakete, die private Kunden an Onlinehändler im Ausland zurückschicken, werden als Ausfuhren gezählt. Vor allem Deutschland ist ein wichtiger „Markt“ für solche Retouren, meist an Zalando und Amazon. Der Zoll hat den verzerrenden Effekt nun beziffert: 55 Prozent der Bekleidungsexporte entfallen auf zuvor importierte Artikel, bei Schuhen sind es 37 Prozent.

Mehr Kummer machten den Schweizern die Luxusgüter, auf die sie so stolz sind. Hier laufen die Retouren andersrum: Wertmäßig schickt das Ausland acht Prozent der exportierten Uhren und schockierende 37 Prozent des helvetischen Schmucks wieder zurück – und zwar ausgerechnet die teuerste Ware. Ist die Qualität so schlecht, das Image so falsch? Aber die Sorgenfalten haben sich geglättet: Es geht um den Klunker, der auf Messen ausgestellt und dort nicht verkauft wurde.

In Österreich ist übrigens ein „Zalando-Effekt“ ausgeschlossen: Wie uns die Statistik Austria versichert, erhält sie von Onlinehändlern die Nettowerte nach Abzug der Rücksendungen. Aber auch der heimische Außenhandel hatte früher seine Tücken. So belieferte ein Obstgroßhändler vor dem Fall des Eisernen Vorhangs den ganzen Ostblock – und machte Österreich so zu einem der größten Exporteure von Bananen weltweit. Damals konnten wir noch richtig stolz darauf sein, in einer Bananenrepublik zu leben.

karl.gaulhofer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.12.2016)

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