Ewald Nowotny: „Es geht in die richtige Richtung“

Der Gouverneur der österreichischen Notenbank, Ewald Nowotny.
Der Gouverneur der österreichischen Notenbank, Ewald Nowotny.(c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
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Nach den Wirtschaftsprognosen der Nationalbank ist die heimische Wirtschaft 2016 um 1,4 Prozent gewachsen. Die Beschäftigungszahlen stiegen, die Arbeitslosenquote allerdings auch. Und sie wird es weiterhin tun.

Wien. Die Österreichische Nationalbank (OeNB) ist bei ihren Wirtschaftsprognosen tendenziell eher optimistisch. Schon für 2015 lag sie mit dem von ihr errechneten realen BIP-Wachstum von 1,4 Prozent deutlich über dem tatsächlich erzielten. Das betrug schlussendlich nämlich nur ein Prozent. Und genau vor einem Jahr sagte der Gouverneur der österreichischen Notenbank, Ewald Nowotny, für 2016 ein Wachstum des realen BIPs von 1,9 Prozent voraus. Im September 2016 musste er die Prognose dann korrigieren und sprach nur mehr von 1,4 Prozent. Bei dieser Einschätzung blieb der Notenbank-Chef am Montag auch, als er gemeinsam mit Doris Ritzberger-Grünwald, Direktorin der Abteilung Volkswirtschaft, die Wirtschaftsprognose bis 2019 präsentierte.

Demnach wird das BIP heuer in Österreich um 1,4 Prozent zulegen, von 2017 bis 2019 sollen es sogar 1,5 Prozent sein. Welche Faktoren sind es, die in Österreich zur erfreulichen Entwicklung beitragen? Ausrüstungsinvestitionen (dazu zählen Maschinen, Geräte und Fahrzeuge) und privater Konsum sind die entscheidenden Treiber. Die Inlandsnachfrage sei gestiegen, weil die Österreicher nach der Steuerreform über mehr Einkommen verfügten, sagt Nowotny: „Es geht deutlich in die richtige Richtung, wir liegen damit auch im Gleichschritt mit dem Euroraum und Deutschland.“ Österreich profitiere auch von der positiven Entwicklung von Deutschland und den Nachbarländern. Insbesonders seien die Annahmen für Zentral- und Osteuropa sehr erfreulich. In Tschechien und Polen wachse die Wirtschaft um vier, in Ungarn um drei Prozent.

Arbeitslosigkeit steigt noch

Nicht ganz so rosig hören sich die Einschätzungen des Arbeitsmarktes für die kommenden Jahre an: Zwar stiegen 2016 die Beschäftigungszahlen, allerdings wuchs auch die Arbeitslosenrate – und wird es auch weiter tun. In den nächsten beiden Jahren rechnen die OeNB-Experten mit einer Erhöhung auf 6,3 Prozent. 2015 lag sie noch bei 5,7 Prozent. Erst für 2019 sieht Nowotny Chancen auf Besserung.

Ausdrücklich betont Nowotny, dass 2016 nicht nur die Zahl der Arbeitsplätze gestiegen sei, sondern auch die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden. Das bedeute nämlich, dass nicht nur Teilzeitarbeitsplätze geschaffen wurden, sondern auch Vollzeitstellen. Für den Gouverneur „ein ganz wichtiges Ergebnis“. Auch Ritzberger-Grünwald sieht die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt positiv, obwohl das Arbeitsangebot deutlich schneller wachse als die Gesamtbeschäftigung. Auf die Gründe für die steigenden Arbeitslosenzahlen habe sie schon öfter hingewiesen. Immer mehr ältere Arbeitnehmer wollten heute im Arbeitsprozess bleiben: „Aus Sicht der Pensionen eine feine Sache und wirtschaftspolitisch erwünscht. [. . .] Die zusätzlichen Arbeitssuchenden treiben die Quote jedoch nach oben. Und Migration ist sicher ein weiterer Faktor, der in diesem Zusammenhang zu erwähnen wäre“, sagt die Ökonomin.

Bei der Inflation rechnet die OeNB mit einem deutlichen Anstieg von zuletzt 0,9 Prozent auf knapp unter zwei Prozent (2017: 1,5 Prozent, 2018: 1,7 Prozent, 2019: 1,8 Prozent), weil die Energiepreise nicht mehr fallen, Gaststätten und Beherbergungsbetriebe ihre Preise deutlich erhöhen würden und die öffentliche Hand die Gebühren steigert.

Hoffen auf Heta-Rückzahlung

Für das Budget erwartet die OeNB 2016 aufgrund der Einmaleffekte nach der Steuerreform und der Mehrausgaben wegen der Flüchtlingskrise ein Defizit von 1,6 Prozent. Laut Nowotny sollte sich das bis 2018 jedoch auf 0,9 Prozent reduziert haben. Parallel dazu werde die Staatsverschuldung von heuer 83,5 Prozent bis 2019 auf 77,5 Prozent sinken. Hier schlage die Heta, die Abbaueinheit der früheren Kärntner Hypo Alpe Adria, einmal positiv durch. Denn sobald die Heta ihre Kassenreserven auszahlen darf – derzeit 5,7 Mrd. Euro – verringert sich die öffentliche Verschuldung. Wann das sein wird, hänge noch von diversen rechtlichen Fragen ab, so Nowotny.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.12.2016)

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