Österreichs Kleinsparer halten 20 Mrd. in gefährdeten Papieren

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ARCHIVBILD: THEMENBILD: 500-EURO-GELDSCHEINEAPA/BARBARA GINDL
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Die Gelder können im Fall von Bankpleiten herangezogen werden, um die Steuerzahler nicht wieder zur Kasse bitten zu müssen.

Bei der italienischen Krisenbank Monte Paschi sind außergewöhnlich viele nachrangigen Bankanleihen im Besitz von Kleinsparern. Solche Gelder können im Fall von Bankpleiten herangezogen werden, um die Steuerzahler nicht wieder zur Kasse bitten zu müssen ("bail-in"). In Österreich liegen nach Angaben der FMA solche Bankpapiere über 20 Milliarden Euro bei privaten Haushalten.

88,6 Milliarden Euro haben die Banken in Österreich an sogenannten "bail-in-fähigen" Wertpapieren ausgegeben und verkauft. Im wesentlichen sind das unbesicherte Bankanleihen sowie Ergänzungs- und Nachrangkapitalanleihen. 38 Milliarden sind im Ausland platziert, knapp 15 Milliarden bei Banken, sieben Milliarden bei Versicherungen und Pensionskassen.

Fast ein Viertel dieser 88,6 Milliarden, die einer Gläubigerbeteiligung unterliegen, ist bei privaten Haushalten in Österreich platziert, sagte FMA-Vorstand Klaus Kumpfmüller Montagabend vor Journalisten. Historisch diene in Österreich freilich das Sparbuch als "Funding" für die Banken. Die Aufsicht verweist dazu auf 160 Milliarden Euro, die als gesicherte Einlagen auf den Sparbüchern liegen.

Jedes Jahr werden Anleihen aus diesem Emissionsvolumen fällig und müssen ersetzt werden. In Zukunft werde es sogar noch mehr werden, was die Banken an bail-in-fähigen Wertpapieren werden halten müssen. "Es werden zusätzliche Emissionen kommen", prognostiziert die FMA. Damit müsse die Informationspolitik forciert werden.

Politisch heikel

"In Italien wurde bei der Abwicklung kleiner Banken festgestellt, dass Banken versucht haben, Sparer vom einlagengesicherten Sparbuch hin zu bail-in-fähigen Instrumenten zu bringen", berichtete Kumpfmüller. Politisch sei es natürlich heikel, so eine Gläubigerbeteiligung durchzuführen.

Eine italienische Bank in Österreich habe diese Praxis nicht geübt, betonten die FMA-Chefs auf Nachfrage. Im Kleinen war es in Österreich in der Vergangenheit allerdings im Genossenschaftssektor üblich, dass Partizipationskapital massiv an eigene Kunden verkauft wurde.

Banken müssen angeben, wie viele Wertpapiere sie haben, um Verluste abzudecken. Kunden, die derartige Emissionen kaufen, müssen über die Risiken informiert werden. Bis vor kurzem waren die Kunden davon ausgegangen, dass der Steuerzahler einspringt, wenn es für eine Bank eng wird. Diesen Paradigmenwechsel müssten jetzt alle vollziehen, sagt die FMA. Wenn die Papiere am Schalter ans Retailpublikum verkauft werden, stellt sich nicht zuletzt das Haftungsrisiko.

Anleger aufklären

Banken klagten zuletzt, dass unbesicherte Bankanleihen immer schwieriger zu platzieren sind. Das sei immer eine Frage des Marktpreises, findet Kumpfmüller. "Der wird sich auch für österreichische Banken herausbilden." Die Anleger müssten über das Investment jedenfalls Bescheid wissen: Dass es zur Verlustabdeckung herangezogen werden kann und keiner Einlagensicherung unterliegt. Auch der Rang der Forderung in der "Gläubigerhierarchie" muss bekannt sein.

(APA)

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