Deutschland schafft 2016 dritten Überschuss in Folge

Angela Merkel kann auf volle Kassen zurückgreifen
Angela Merkel kann auf volle Kassen zurückgreifenAPA/AFP/ODD ANDERSEN
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Trotz vieler internationaler Krisenherde ist die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahr überraschend kräftig gewachsen. Der Staat steht mit seinem dritten Haushaltsüberschuss in Folge allein auf weiter Flur.

Der deutsche Staat hat 2016 das dritte Jahr in Folge einen Haushaltsüberschuss geschafft. Bund, Länder, Kommunen und Sozialversicherung nahmen zusammen 19,2 Milliarden Euro mehr ein als sie ausgaben. Diese Summe entspricht einem Überschuss von 0,6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Berlin mitteilte. 2015 hatte es ein Plus von 20,9 Milliarden Euro gegeben, 2014 von 8,6 Milliarden. "Die staatlichen Haushalte waren im Jahr 2016 weiter auf Konsolidierungskurs", sagte der Präsident des Statistikamtes, Dieter Sarreither.

Experten rechnen im laufenden Jahr mit einem erneuten Überschuss. "Deutschland steht damit in Europa allein auf weiter Flur", sagte der Ökonom und Steuerschätzer Jens Boysen-Hogfrefe vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) der Nachrichtenagentur Reuters. Sollte sich die Konjunktur aber merklich eintrüben, könne der Überschuss schrumpfen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) rechnet sogar damit, dass 2018 ein kleines Defizit zu Buche schlagen wird, da die Beschäftigung dann nicht mehr so stark zunehme und die Ausgaben - etwa für Renten - weiter steigen dürften.

Grund für die positive Entwicklung im vergangenen Jahr ist die gute Konjunktur mit Rekordbeschäftigung und steigenden Löhnen. Das sorgte für ein höheres Steuer- und Beitragsaufkommen. Die Staatseinnahmen kletterten deshalb um 3,9 Prozent. Die Ausgaben wuchsen mit 4,1 Prozent noch etwas stärker - vor allem wegen der höchsten Rentenerhöhung seit den frühen 90er-Jahren. Rekordniedrige Zinsen sparten außerdem Milliarden an Kosten. Bund, Länder und Sozialversicherungen schrieben jeweils schwarze Zahlen, während die Gemeinden einen nahezu ausgeglichenen Haushalt meldeten.

Wirtschaft stärker gewachsen als erwartet

Trotz vieler internationaler Krisenherde ist die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahr überraschend kräftig gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt stieg um 1,9 Prozent und damit so stark wie seit 2011 nicht mehr, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Berlin mitteilte. 2015 hatte es ein Plus von 1,7 Prozent gegeben. Vor allem die starke Inlandsnachfrage habe die Wirtschaft angekurbelt, sagte der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Dieter Sarreither.

Schwung kommt vor allem vom privaten Konsum. Denn Rekordbeschäftigung, steigende Löhne sowie billiges Tanken und Heizen beflügelten die Kaufkraft der Verbraucher. Sie gaben 2,0 Prozent mehr aus als im Jahr davor. Der Staatskonsum legte mit 4,2 Prozent kräftig zu, da die öffentliche Hand erneut Milliarden aufwendete, um Flüchtlinge unterzubringen und zu integrieren. "Einen stärkeren Zuwachs des Staatskonsums hatte es zuletzt 1992 in Folge der deutschen Wiedervereinigung gegeben", so Sarreither.

Die Exporte legten zwar um 2,5 Prozent zu, damit aber schwächer als im Vorjahr mit 5,2 Prozent und auch schwächer als die Importe. Die Firmen investierten wieder mehr. Ihre Ausgaben für Maschinen und Anlagen kletterten um 1,7 Prozent und somit deutlich langsamer als zuvor.

"Das Wachstum im Jahr 2016 kann sich sehen lassen", sagte Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank aus Liechtenstein. "Wer hätte gedacht, dass der BIP-Zuwachs trotz des britischen Anti-EU-Entscheids besser ausfällt als 2015."

In diesem Jahr dürfte sich das Wirtschaftswachstum nach Ansicht der Bundesregierung auf 1,4 Prozent abflauen, nicht zuletzt wegen der geringeren Zahl von Arbeitstagen. Allerdings machen Experten Risiken aus, die die Konjunktur spürbar dämpfen könnten. So dürften die Verhandlungen Großbritanniens zum EU-Austritt bei Firmen und Investoren für Verunsicherung sorgen. Zudem warnen viele Ökonomen, dass Donald Trump als künftiger US-Präsident den Freihandel einschränken könnte. Dies würde die Exportnation Deutschland belasten.

(Reuters)

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