Lukratives Wachstum in der virtuellen Welt

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Immer mehr Leute kaufen lieber im Netz als im stationären Handel ein. Bis zum Jahr 2018 sollen sich die weltweiten Online-Umsätze mehr als verdoppeln. Auch Anleger können davon profitieren.

Wien. Vor wenigen Jahren hätte wohl noch kaum jemand sein Bücherregal, seinen Kleiderschrank oder auch seinen Kühlschrank anhand eines simplen Mausklicks befüllt. Doch inzwischen boomt das Geschäft mit dem Online-Handel. Bis zum Jahr 2018 dürften die weltweiten Online-Umsätze 1,5 Billionen Dollar erreichen, prognostiziert das Beratungsunternehmen A.T. Kearney. Ein beachtlicher Anstieg, wenn man bedenkt, dass der Anteil im Jahr 2013 noch bei knapp unter 700 Mrd. Dollar lag.

Eine schöne Bescherung brachte auch das jüngste Weihnachtsgeschäft. In den USA läutet bekanntlich der „Black Friday“, der Tag nach dem US-amerikanischen Erntedankfest, die traditionell vorweihnachtliche Saison ein. 2015 nahmen die Online-Händler laut Adobe Digital Index 1,7 Mrd. Dollar ein. Schon am Erntedankfest-Tag waren es diesmal 1,13 Mrd. Dollar, ein Plus von fast 15 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert.

Die Entwicklungen verdeutlichen das weitere Potenzial für Branchenunternehmen. Etwa für den weltweit größten Online-Versandhändler Amazon, bei dem inzwischen selbst elektronische Bücher und Lebensmittel zu kaufen sind. Schon im dritten Quartal 2016 konnte Amazon das sechste Mal in Folge schwarze Zahlen schreiben, allein der Nettogewinn stieg auf 252 Mio. Dollar nach fast 80 Mio. Dollar im Vorjahreszeitraum. Dass die Zahlen unter den Analystenerwartungen blieben, sorgte nur zwischenzeitlich für einen Knick an der Börse. Schließlich entwickelt der Konzern sich laufend weiter.

So spielt etwa das Cloud-Geschäft (virtueller Speicherplatz) eine zunehmende Rolle. Immerhin ist der operative Gewinn in dieser Sparte bereits dreimal so hoch wie der aller anderen Amazon-Aktivitäten in Nordamerika. Die Zustellung mittels Drohnen wird zudem erprobt, während Ende Dezember mit AmazonGo das erste Lebensmittelgeschäft ohne Kassa in den USA vorgestellt wurde. Jetzt beginnen auch noch Lagerroboter von Kiva Systems, die Amazon 2012 kaufte, Mitarbeiter zu ersetzen. Trotzdem darf man auch die Risken nicht übersehen. Lagerarbeiter in Deutschland haben erneut Streiks durchgeführt. Zudem möchte Donald Trump durchsetzen, dass US-Konzerne Steuern endlich in den USA zahlen. Die Auswirkungen auf Amazon sind ungewiss.

Von Berlin bis China

Für den Online-Handelsplatz eBay gab es im dritten Quartal hingegen einen Dämpfer. Sein Nettogewinn sank gegenüber dem Vorjahreswert. In den ersten neun Monaten des Jahres legten die Zahlen jedoch gegenüber 2015 um 6,6 Prozent auf 1,3 Milliarden Dollar zu. Potenzial für das Papier sieht Aktienanalyst Heath Terry von Goldman Sachs. Er stufte die Aktie von eBay als „Kauf“ ein und setzte das Kursziel bei 36 Dollar (derzeit rund 30 Dollar).

Amazon ist dennoch ein großer Konkurrent. Und Facebook hat nun eine Plattform für Kleinanzeigen gestartet, sie steht in direkter Konkurrenz mit jener von eBay.

In China dominiert eBays Pendant Alibaba mit einem Marktanteil von fast 100 Prozent. Zudem hat Alibaba im Februar 2016 mehr als fünf Prozent an Groupon gekauft. Das US-Unternehmen betreibt mehrere Internetseiten mit Rabattangeboten. Zu guter Letzt traf sich Alibaba-Chef Jack Ma vor Kurzem mit Donald Trump, wohl um dessen Gunst für das Unternehmen zu gewinnen. Ma möchte versuchen, kleinen US-Unternehmen seine Handelsplattform schmackhaft zu machen, damit sie ihre Waren künftig über diese nach China verkaufen können.

Auf der anderen Seite des Globus verzeichnete das deutsche Online-Modehaus Zalando allein im Vorjahr monatlich rund 160 Millionen Besuche. Dabei bleibt es längst nicht bei der Bekleidung. Zalando bietet auch Accessoires, Beauty-Produkte und Sportartikel an. Die Unternehmensziele sind ambitioniert: In den kommenden Jahren wird ein jährliches Umsatzwachstum von rund 20 Prozent angestrebt. Wobei auch die Analysten positiv gestimmt sind. Jochen Reichert von Warburg Research sieht die hohe Profitabilität in Deutschland, Österreich und der Schweiz als Grund für den kräftigen Kursauftrieb an der Börse. Erst vor wenigen Tagen hat Reichert die Aktie zum Kauf empfohlen und das Kursziel auf 50 Euro gesetzt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.01.2017)

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