Novartis-Chef: Für Medikamente nur bezahlen, wenn sie wirken

CEO Jimenez of Swiss pharmaceutical company Novartis addresses news conference in Basel
CEO Jimenez of Swiss pharmaceutical company Novartis addresses news conference in Basel(c) REUTERS (� Arnd Wiegmann / Reuters)
  • Drucken

Novartis-Chef Jimenez macht am WEF einen revolutionären Vorschlag. Kunden sollen für erfolgreiche Therapien bezahlen anstatt für die Anzahl der Pillen.

Die Pharmaindustrie will ihr Imageproblem mit einer Art Geld-zurück-Garantie bekämpfen. Am Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos wirbt Novartis-Chef Joe Jimenez für ein neues Preissystem, bei dem Medikamente nur bezahlt werden, wenn sie wirken. Die jüngsten Kontroversen über Medikamentenpreise hätten die bereits angeschlagene Reputation der Pharmaindustrie weiter geschädigt, schreibt Novartis-Chef Joe Jimenez in einem Gastbeitrag auf der Webseite des Weltwirtschaftsforums (WEF). Die Branche muss sich laut Jimenez stärker bemühen, zu zeigen, dass sie ihr Geld auch wert ist.

Die Pharmaindustrie soll sich für die Wirksamkeit ihrer Therapien bezahlen lassen anstelle für die Zahl der verkauften Pillen, schlägt der Chef des Basler Pharmariesen vor: Die Idee von Jimenez ist nicht neu. Novartis und Roche haben den Vorschlag schon vor zwei Jahren aufs Tapet gebracht. Jetzt soll die Geld-zurück-Garantie für Medikamente am Mittwoch an einem Runden Tisch diskutiert werden.

Um der heute stattfindenen riesigen Verschwendung müssen wir uns auf diejenigen Interventionen konzentrieren, die den höchsten Nutzen bringen, so Jimenez. Eine Studie zufolge könnten die Kosten im US-Gesundheitssystem um einen Viertel gesenkt werden, wenn wirkungslose Behandlungen gestoppt werden könnten. Auf kurze Sicht könnten die Kosten eines solchen Systemwandels zwar die Aktionäre beunruhigen. Aber um Nachhaltigkeit für das Gesundheitssystem zu erreichen, müsse man langfristig denken.

Die Pharmaindustrie steht unter wachsendem Druck. Besonders in den USA waren die hohen Medikamentenpreise ein wichtiges Thema im jüngsten Wahlkampf. Die unterlegene Demokratin Hillary Clinton hatte sich den Kampf gegen den Wucher auf die Fahnen geschrieben. Auch Donald Trump, der am Freitag das Präsidentenamt übernimmt, verkündete jüngst, bei Medikamenten auf Preissenkungen zu drängen.

Bisher sind den Pharmakonzernen bei der Preissetzung in den USA kaum Grenzen gesetzt. Das führt zum Teil zu astronomisch hohen Preisen und regelrechten Eklats - etwa als bekannt wurde, mit welchem Aufschlag das Medikament EpiPen zur Behandlung allergischer Schocks von Mylan verkauft wurde.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Österreich

Nehmen wir zu viele Medikamente?

Die Österreicher geben jährlich 443 Euro für Medikamente aus. Auf Platz eins liegt Deutschland. Am niedrigsten sind die Pro-Kopf-Ausgaben in Dänemark.
Gesundheit

Studie: Jedes dritte neue Medikament bringt nichts

Laut einer deutschen Kosten-Nutzen-Analyse bringt ein Drittel der neuen Arzneimittel keinen Zusatznutzen zu etablierten Produkten.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.