RH: Kosten bei Brenner-Tunnel stiegen überproportional an

A street sign reading ´Brenner`
A street sign reading ´Brenner`(c) REUTERS (DOMINIC EBENBICHLER)
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Die erwarteten Baukosten erhöhten sich dreimal stärker als der Baupreisindex.

Wien. Dass bei öffentlichen Bauwerken die Kosten bei der erstmaligen Planung immer unterschätzt werden, ist bekannt. Wie deutlich die Summen in der Folge – also nach der Entscheidung für den Bau – ansteigen können, zeigt der Rechnungshof-Bericht über den Brenner-Basistunnel, der am Donnerstag veröffentlicht wurde.

Demnach legten die prognostizierten Gesamtkosten für den Tunnel zwischen 2002 und 2013 von einst 4,5 Mrd. auf 8,66 Mrd. Euro zu. Eine Steigerung um rund 92 Prozent, die vom Rechnungshof als „hoch“ qualifiziert wird. Denn einerseits legte der von der Statistik Austria erhobene Baupreisindex im gleichen Zeitraum lediglich um 31Prozent zu. Andererseits wurden beim Brenner-Projekt auch „umfangreiche Leistungsreduktionen“ vorgenommen, um Einsparungen zu erzielen. Würde der Tunnel also so gebaut, wie er ursprünglich geplant war, dann wäre die Kostenexplosion noch wesentlich höher.

EU: Noch keine fixe Zusage

Da sich Österreich die Baukosten jedoch mit Italien teilt und auch die EU ordentlich bezuschusst, fällt die Nachricht des Rechnungshofs für die heimischen Steuerzahler nicht ganz so schmerzhaft aus. Schlussendlich soll der Tunnel die Österreicher „nur“ etwa 3,6 Mrd. Euro kosten. Hinzu kommen jedoch noch 1,9 Mrd. Euro für die nördlichen Zulaufstrecken (jene im Süden übernimmt dafür zur Gänze Italien). Außerdem gibt es noch eine Reihe von Unsicherheitsfaktoren. So hat die EU bisher noch keine fixe Zusage für die Kofinanzierung nach 2020 gegeben. Fällt diese aus, müssten Österreich und Italien diesen Ausfall von knapp 760 Mio. Euro übernehmen.

Dafür dürften diese Kosten nun wirklich das Ende der Fahnenstange bedeuten. Der Bau könnte im Gegenteil sogar etwas billiger werden als jetzt erwartet, so der Rechnungshof. Grund für diese optimistische Annahme sind die bisher bereits fertiggestellten ersten zwölf Baulose. Bei diesen wurden die Auftragssummen durch plötzlich notwendig gewordene Zusatzaufträge zwar um fast 20 Prozent überschritten. Man lag damit jedoch immer noch um ebenfalls 20 Prozent unter den für diesen Teil prognostizierten Gesamtkosten. Die Risikopuffer scheinen also ausreichend zu sein.

Interessantes Detail: Die Prüfung des Rechnungshofs hat auch zu Effizienzsteigerungen in Rom geführt. Während hierzulande die Zuschüsse der EU direkt an die Brenner-Tunnel-Gesellschaft flossen, wurden sie in Italien erst über zwei Ministerien geleitet. Dies brachte laut Bericht Verluste von 150.000 Euro. Aufgrund der Kritik des Rechnungshofs stellte Rom dies nun ebenfalls auf direkte Zahlungen um.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.02.2017)

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